In fünf Monaten ist Weihnachten. Die Darsteller der ersten Bühnenversion des Kult-Films "Single Bells" brachten sich am Dienstag deshalb schon mit Lebkuchen-Kaffee und Eierlikör im "Sperling" im Wiener Augarten in Advent-Stimmung. Am 11. November feiert das Stück im Theater Akzent Premiere. Verena Scheitz schlüpft dabei in die Rolle der schicken Oma Lilibet.
Mit 53 Jahren ist sie dafür eigentlich noch zu jung. "Nein", lacht sie im "Heute"-Gespräch. "Es ist die einfachste Rolle, wenn ich ungeschminkt und unausgeschlafen zur Vorstellung komme. Da bin ich komplett im richtigen Alter." Die Schauspielerin betont außerdem: "Sie ist eine moderne Großmutter und will jung sein. In Zeiten von Lifting und Hyaluron komme ich hin, mit meiner Lebenserfahrung auch."
Scheitz wurde im Vorjahr als "Studio 2"-Moderatorin gekündigt, ihren gleichaltrigen, männlichen Kollegen jedoch nicht. "Der ORF musste abbauen, das hat auch viele Männer getroffen. Man sollte den Blick auf Leistung richten, nicht auf Seilschaften", wünscht sie sich. "Einerseits ist da die Frauenfrage, wo ich sage, das ist nicht in Ordnung. Aber natürlich brauchen auch meine Kollegen einen Job. Es wäre super, wenn meine Nachfolgerinnen genauso behandelt werden würden, wie die Herren."
Bitter ist die Kabarettistin, die sechs Sprachen spricht, jedoch nicht. "Ich bin wieder im Dschungel der Selbstständigkeit. Man muss sich akklimatisieren und Fuß fassen. Aber ich bin gesund und unter 90, es fällt mir alles noch relativ leicht. Und ich kann endlich alle Komödien spielen, die ich immer schon wollte".
Gerade ist die 53-Jährige in "Die Zirkusprinzessin" auf der Bühne Baden zu sehen. Im Herbst feiert dann ihr neues Kabarett-Programm "Der Lack ist ab" Premiere. "Es geht ums Älterwerden, auf allen Seiten". Und dann startet auch schon "Single Bells". Für Scheitz ist "das Schönste , wenn Weihnachten vorbei ist, weil dann kehrt Ruhe ein. Man hat Erwartungen an dieses Fest – je höher, desto tiefer der Fall. Diese Erfahrung macht man alle Jahre wieder. Das löst Stress bei mir aus. Aber das Stück ist die blanke Freude."
Kristina Sprenger wird im Stück Mama Luiserl geben. "Es ist ein Kultfilm, den wir alle mannigfaltig gesehen haben. Es ist eine lässige Sache, dabei sein zu dürfen", freut sich die Intendantin des Stadtheater Berndorf (NÖ) in "Heute". "Der Film war so ein Erfolg, weil er zum ersten Mal die negativen Seiten des Weihnachtsfests gezeigt hat und die Romantik rausgenommen hat. Deswegen hat sich da auch jeder wiedergefunden", weiß die Ex-TV-Kommissarin. Ähnlichkeiten zu ihrer Rolle gibt es auch privat, verrät die 48-Jährige: "Sie hält sehr viel aus, bis ihr dann wirklich der Kragen platzt. Da bin ich ähnlich. Und natürlich dieser Wille, die Familie zusammenzuhalten, da kann ich mich auch sehr wiederfinden." Sprenger wird in "Single Bells" auch singen, wie alle anderen Darsteller auch. "Ich treffe Töne, ich bin nur kein Musicalgesicht", schmunzelt sie.
Erwin Steinhauer, sichtlich erschlankt durch die Abnehmspritze, übergab das Zepter als Muttersöhnchen Joe nun an "Soko Donau"-Star Gregor Seberg. Im Stück wird er nicht mitwirken. Inge Maux gibt die nörgelnde Omama und Julia Jelinek Businesslady Kati, Schwester von Luiserl. Sie selbst schaut den Kult-Streifen jedes Jahr mit ihrer Familie an. "Der Film ist aus den 90ern und Kati war schon damals eine moderne Frauenfigur. Sie hat eine Karriere und will das gleichzeitig mit Familie verbinden. Das kenne ich mehr als", sagt sie zu "Heute". "Ich bin ganz froh, dass ich die Kati spiele, weil die gestresste Mama bin ich zu Weihnachten eh selbst", ergänzt sie augenzwinkernd.