Er kennt das Leben auf der schiefen Bahn: Heute steht Sascha Wolf (35) aber nicht mehr vor dem Richter, sondern vor Schulklassen. Mit Beats aus seiner Musikbox und ehrlichen Worten kämpft er darum, Kinder von der Kriminalität fernzuhalten.
"Mein bester Freund hat schon mit 13 Autos geklaut und hat dann im Schwimmbad eingebrochen", erzählt der 35-Jährige im "Heute"-Talk. Ein kaputtes Elternhaus, die falschen Freunde, der schnelle Absturz: Das kennt Sascha nur zu gut. Heute weiß er, wie gefährlich falsche Vorbilder sein können. Doch schon als Kind wurde er in den Teufelskreis gezogen.
Was bewegt ein Kind überhaupt dazu, kriminell zu werden? "Die Aufmerksamkeit war bei mir ein großes Thema", erzählt der 35-Jährige. Oder vielmehr: Die Anerkennung seiner Vorbilder bekommen – und die waren eben meistens kriminell. Und dann kam irgendwann der große Bruch: eine mehrjährige Haftstrafe wegen Körperverletzung.
Im Gefängnis erkannte Sascha, dass er sein Leben ändern muss. "Nach der Haft wieder Fuß zu fassen ist verdammt schwer. Aber ich wollte meine Chance nutzen – und habe es auch." Heute ist er sich sicher: "Wenn ich einen gehabt hätte, der mich ein bisschen an der Hand nimmt, wäre das alles anders verlaufen." Genau dieser Mensch will Sascha jetzt für Kinder und Jugendliche sein.
Er geht an Schulen, in dritte und vierte Klassen, und erzählt seine Geschichte. "Ich geh da rein mit meiner Musikbox und halte meinen Vortrag – warum ich kriminell geworden bin, was für Leute ich kennengelernt habe, was im Gefängnis so passiert ist. Und dazwischen rappe ich."
Seine Methode polarisiert, doch er kennt die Kinder gut: "Vereinzelt belächeln sie es ein bisschen, aber ich wäre damals genauso gewesen. Deswegen weiß ich auch: Das sind genau die, die dann am meisten darüber nachdenken." Manchmal gebe es auch schräge Reaktionen: "Ein paar klatsche ich ab, und die putzen sich danach die Hand ab", lacht Sascha. "Kinder halt – die sind erst 13 Jahre auf der Welt."
2019 zog der gebürtige Vorarlberger nach Linz, weg von den alten Kreisen, raus aus dem Teufelskreis. Heute gibt ihm vor allem sein kleiner Sohn Kraft, auf seine Vergangenheit blickt er mit bitterem Lächeln zurück: "Ich hab es gut rausgeschafft. Ich rauche nicht, ich trinke nicht – aber ich habe mir viel damit versaut."
Ironisch: Als gelernter Lackierer repariert er jetzt Schäden, die er früher vielleicht selbst verursacht hätte. Über seine Website GoodHoodSpirit wird er schon von Schulen, dem BFI und Jugendhäusern für Vorträge gebucht. Das klare Ziel: "Wenn ich es schaffe, dass nur einer dank mir nicht straffällig wird, habe ich schon gewonnen."