"Schnapsen lernt der nie, weil dazu braucht man ja ein Hirn", sagte Mundl einst in der Kultserie "Ein echter Wiener geht nicht unter". Tatsächlich steckt hinter dem vermeintlich simplen Kartenspiel weit mehr, als man auf den ersten Blick vermutet: Merkfähigkeit, Taktik und ein gutes Gedächtnis sind gefragt. "Man muss sich nicht nur die eigenen Stiche merken, sondern auch jene des Gegners", erklärt Manuel Lang.
Der heute 29-jährige Burgenländer und Wahl-Wiener hat Schnapsen schon als Kind von seinem Vater und Großvater gelernt und die Leidenschaft fürs Kartenspielen nie verloren. Mehr noch: Er hat sie zu seinem Beruf gemacht. Mit seiner App "Schnopsn Online" bringt er das Spiel auf die Smartphones und sorgt dafür, dass die jahrzehntelange Tradition auch bei jüngeren Generationen weiterlebt.
Was als Idee begann, ist längst ein Erfolgsmodell: Gemeinsam mit Freunden entwickelte Lang die App, die heute 50.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer täglich begeistert. Rund 500.000 sogenannte Bummerl werden täglich online ausgespielt. "Viele Spieler sind seit Jahren dabei – das zeigt, dass es kein kurzfristiger Trend ist", so Lang.
Die Community ist bunt gemischt. Junge Nutzerinnen und Nutzer finden ebenso ihren Platz wie Pensionisten, für die Schnapsen eine willkommene Freizeitbeschäftigung ist. "Gerade in ländlichen Regionen fehlen oft Spielgegner. Online findet man rund um die Uhr jemanden – sogar um drei Uhr früh", erzählt Lang.
In der App tritt man eins gegen eins an, gespielt wird um virtuelle Münzen. Um die Spannung zu steigern, gibt es Features wie eine Weltrangliste oder die Möglichkeit, Teams zu gründen. Relativ neu hinzugekommen ist "Schnopsn Cash", bei dem kleine reale Geldbeträge im Spiel sind. Finanziert werden die Apps über Werbung und In-App-Käufe.
Doch die Entwickler beschränken sich nicht auf den digitalen Raum. "Wir wollen Schnapsen überall fördern", betont Lang. So veranstaltet das Team regelmäßig Live-Turniere in Oberösterreich, Burgenland, Steiermark und Niederösterreich. Die Fangemeinde reist teilweise hunderte Kilometer, um dabei zu sein. Zuletzt traten sogar die sechs besten Spieler Österreichs gegen die Topspieler aus Ungarn in einem Ländermatch an.
Lang arbeitet inzwischen mit rund 15 Personen an seinen Projekten. Neben Schnapsen haben sie auch andere Kartenspiele wie Herzeln (Hearts Online) oder das oberösterreichische Kultspiel "Hosn Obe" ins digitale Zeitalter geholt. "Wir suchen Spiele, die zwar jeder kennt, die es aber online in guter Qualität noch nicht gibt", erklärt der Unternehmer.
Ob Vereinswirt, Schiedsrichter, Lehrer oder Student – in der digitalen und analogen "Schnopsn"-Welt kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Und genau das ist es, was Lang antreibt: "Es geht nicht nur ums Gewinnen. Es geht darum, Menschen durch das Spielen zu verbinden."