Fiese Betrugsmasche

Schuhe online verkauft, dann verliert Wienerin 6.000€

Eigentlich wollte eine Wienerin nur ihre Schuhe verkaufen, doch dazu kam es erst gar nicht. Sie verlor stattdessen mehrere tausend Euro.

Stefan Pscheider
Schuhe online verkauft, dann verliert Wienerin 6.000€
Ein Online-Schuhverkauf ging für eine Wienerin absolut schief. Sie verlor binnen kürzester Zeit  sehr viel Geld.
Leserreporter

Mit dem Online-Verkauf ihrer Schuhe wollte sich Nele (Name von der Redaktion geändert) eigentlich etwas dazuverdienen. Doch die Wienerin verlor stattdessen mehrere tausend Euro. Trotz Versicherung scheint ihre Lage aussichtslos. Das Geld dürfte die Wienerin nie wieder sehen.

Neles Neujahrsvorsatz wurden Anfang Januar direkt umgesetzt: Die 35-Jährige nahm sich ihren Kleiderschrank vor und trennte sich in Folge der Prozedur von einigen Kleidungsstücken. Darunter befand sich auch ein Paar Schuhe, welches sie im Anschluss auf der Online-Verkaufsplattform "Vinted" für 30 € verkaufen wollte.

"Das war mein erstes Mal, davor habe ich noch nie etwas online verkauft. Kurz nachdem das Inserat samt Foto veröffentlicht wurde, meldete sich auch schon ein Interessierte. Ich sollte ihre Schwester Katja S. auf WhatsApp kontaktieren. Sie würde den Kauf dort vereinbaren", erzählt die Wienerin gegenüber "Heute". Sie dachte sich nichts dabei und folgte der Anweisung.

"Alles hat so normal ausgesehen"

Auf WhatsApp zeigte sich die "Schwester" zunächst interessiert, forderte Link und Fotos von Neles Anzeige. Nur fünf Minuten später erhielt die Wienerin dann selbst einen Link von der Dame am anderen Ende des Chatverlaufs, mit den beigefügten Worten: "Toll, ich habe die Ware gerade über vinted bezahlt. Nimm mein Geld!"

Als die 35-Jährige daraufhin versuchte zu erklären, dass sie so etwas zum ersten Mal macht und sich nicht auskennt, verwies die Unbekannte erneut auf den Link und versicherte der Wienerin, dass ihr der "Vinted-Support-Chat", in der rechten untere Ecke im Link weiterhelfen würde. Nele vertraute auf die Worte der Unbekannten und klickte auf den Link.

Doch auch als das Fenster aufpoppte, wurde die Wienerin nicht stutzig: "Alles hat so normal ausgesehen. Kurz danach wurde ich auch schon nach meinen Bankdaten gefragt. Ich bin sofort davon ausgegangen, dass ich diese als neues Mitglied hinterlegen müsse damit sie mir mein Geld in Zukunft gleich automatisch überweisen können. Dass sie nach meinem Sicherheitscode gefragt haben, fand ich dann aber doch seltsam." Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass sie sich auf einer gefälschten "Vinted"-Website befand.

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"Probeüberweisung" – 2.990 Euro weg

Sie folgte also erneut den Anweisungen. Da die Verifizierung laut dem Chat aber die ersten beide Male nicht funktioniert hätte, forderte man Nele ein drittes Mal auf die Daten einzugeben. Wieder hörte sie auf die Worte des angeblichen Support-Teams. Ein folgenschwerer Fehler. "Während ich davon ausgegangen bin, dass ich gerade mit einem Mitarbeiter von 'Vinted' schreibe, bekam ich eine SMS von meiner Bank. Ich wurde gefragt ob ich mich von einem anderen Server eingeloggt habe. Ich bestätigte die Nachricht, da ich glaubte sie meinten mich."

Zeitgleich erhielt sie eine Nachricht von "Vinted". Neles Konto wurde von der Plattform aufgrund "Berichten von Drittanbietern" bezüglich eines Verstoßes gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gesperrt: "Da der WhatsApp-Link von der Dame aber noch funktionierte, habe ich jemanden im Chat gefragt, was ich jetzt machen soll. Sie baten mich aufgrund eines Fehlers meiner EC-Karte um eine weitere Bankverbindung, also gab ich ihnen auch meine Kreditkartendaten."

Doch damit nicht genug. Um das Konto zu "aktivieren", bat der Chatbot um eine "Probeüberweisung" in Höhe von von 800 Euro. Die 35-Jährige würde das Geld in wenigen Sekunden wieder zurückbekommen. Immer noch stimmte Nele zu. "Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits komplett fertig und irritiert. Ich wollte einfach das es vorbei ist. Auf meiner Kreditkarten-App stand dann ein Betrag in Höhe von 2.990 Euro. Als ich darauf hinwies, hieß es, dass der Betrag von Bank zu Bank unterschiedlich sei, es sich allerdings nur um eine Probe-Abbuchung handeln würde."

Mehrere tausend Euro verloren

Und ein weiteres Mal vertraute Nele auf die Anweisungen des Chatbots. Sie stimmte der "Probeüberweisung" in Höhe von 2990 Euro letztendlich zu: "Gleich danach teilte mir das Support-Team mit, dass die Transaktion gut verlaufen sei und dass meine Kreditkarte spätestens morgen autorisiert und angelegt sein würde. Am nächsten Tag meldete sich aber meine Kreditkartenagentur. Sie informierten mich darüber, dass meine Karte aufgrund der auffällig hohen Überweisung von 2.990 Euro gesperrt wurde. Da wusste ich, dass ich auf einen Betrug reingefallen bin."

Doch es blieb nicht bei diesem Betrag. Als die 35-Jährige im Anschluss einen Blick auf ihr zweites Konto (EC-Karte) warf, registrierte sie drei hohe Abbuchungen in Höhe von jeweils 880,99 Euro. In Summe verlor sie also 5.632,97 Euro. "Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich habe mich austricksen lassen", ärgert sich Nele.

Trotz Versicherung – Bank kann Nele nicht helfen

Betrugsfälle auf "Vinted" sind keine Seltenheit. Immer wieder tappen vor allem Verkäufer in die Falle von fiesen Betrügern. Die Plattform selbst warnt vor betrügerischen Nachrichten und Phishing-Versuchen: "Es ist wichtig, dass du niemals deine persönlichen Daten preisgibst – weder gegenüber Käufern noch Verkäufern. Transaktionen sollten nie außerhalb des Vinted-Nachrichtensystems besprochen werden." Nichtsdestotrotz versteht Nele nicht, warum sie genau zum Zeitpunkt, als auch der Betrug stattfand, von der Plattform selbst gesperrt wurde. Dadurch wurde die Wienerin nämlich noch mehr verunsichert.

Auch nachdem das Betrugsopfer ihre Bank kontaktiert hatte, blieb eine positive Nachricht aus. Trotz Versicherung könne man ihr nicht weiterhelfen: "Die von Ihnen reklamierten Kartenumsätze wurden im Rahmen des Mastercard Identity Check Verfahrens autorisiert. Wir bedauern daher mitteilen zu müssen, dass wir im vorliegenden Fall aufgrund der durch Sie vorgenommene Autorisierung der Zahlungen über Ihr Endgerät keine Basis für eine Refundierung sehen". Die Wienerin möchte allerdings nicht aufgeben. Sie hat den Fall auch schon bei der Wiener Polizei zur Anzeige gebracht. Ob sie damit Erfolg haben und ihr verlorenes Geld jemals wieder sehen wird, bleibt allerdings fraglich.

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