"Das Smartphone ist ein echter Konzentrationskiller und hat deshalb nichts im Klassenzimmer zu suchen. Nach intensiven Gesprächen mit Pädagog*innen, Schüler*innen und Expert*innen steht fest: Es wird ein österreichweites Handyverbot an Schulen bis Ende der 8. Schulstufe geben!", gab der neue Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) bekannt. Das dürfte nun aber nicht nur Auswirkungen auf die Schüler haben, wie "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer berichtet.
Geht es jetzt in Sachen "handyfreie Schule" auch den Lehrern an den Kragen? In Wien, wo das Verbot gerade umgesetzt wird, wollen es jedenfalls die ersten Direktoren auch auf ihre Lehrkörper ausweiten.
Eine Lehrerin an einer Schule in der Bildungsregion West (Schule mir bekannt) schreibt mir: "Drei Schulleitungen haben sich zusammengeredet. Mit der 'handyfreien Schule', so heißt es, sind wir nur glaubwürdig, wenn es auch für uns Lehrpersonen gilt. Angeblich hat der SQM (gemeint: die Schulaufsicht) schon zugestimmt. Fehlt noch, dass wir es auch vor Unterrichtsbeginn abgeben müssen... Wir nehmen das bestimmt nicht hin. Wir glauben, dass unsere Schulleitung ihre Kompetenz überschreitet." Tja, tut sie das, Frau Bildungsdirektorin Fuchs?
Der Großvater eines Volksschülers, Jurist, will die "erzwungene Handy-Abnahme" überhaupt juristisch prüfen lassen. Wer, führt er als Beispiel an, sei im Verlust- oder Schadensfall haftbar? Die Schule? Der Magistrat? Niemand? Tja, wer, Herr Bildungsminister?
Laut Erlass W27/25 ("Verankerung einer handyfreien Zeit im Unterricht und in den Pausen"), haben Wiens Volks- und Mittelschulen noch bis 1. April Zeit, ihre "Rückmeldung über die Umsetzung" zu geben. Da werden also gerade die Anker geworfen. Nicht für alle an der richtigen Stelle.
Eine Mutter klagt: "Wir sind beide berufstätig, M. ist 9 Jahre alt. Sie lernt gerade, sich im Stadtverkehr zurechtzufinden, aber sie braucht noch unsere Hilfe. (…) Wir arrangieren täglich die Treffpunkte und -zeiten mühsam zu dritt per SMS. Jetzt wird es noch mühsamer, da die Kinder das Handy erst nach Verlassen der Schule benützen dürfen."
Ähnlich eine andere Mutter: "Ich habe drei Buben, die nach der Schule ihre Vereine haben. Zwei lernen Badminton, einer auch Gitarre, einer boxt. Da werden immer wieder Stunden kurzfristig umgeplant oder sie fallen aus.(…) In der heutigen Zeit ist das ohne Handy nicht zu organisieren. (...) Es wird erwartet, dass Kinder selbstständig und aktiv sind, aber dann muss man sie das auch lassen."
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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90 Prozent der Mails in meinem e-Postkasten sind freilich pro Verbot. Post eines Berufsschullehrers mit Internat: "Habe selbst erlebt, dass Schüler nach fünf Wochen nicht die Zimmerkollegen kannten. Mussten auf dem Zimmerschild nachsehen, wie sie hießen, und das bei einer 3er-Belegung, weil sie jede freie Minute nur auf das Handy schauen. Alles, was sich da drin abspielt, ist wichtig, einen Meter neben mir unwichtig."
Ein anderer: "Ein Schüler hatte einmal in nur einer Stunde 45 (!) Nachrichten und war unkonzentriert, weil er Angst hatte, dass er was verpasst, wenn er es nicht sofort liest. Was war? Selfies mit dem Hundeohrenfilter und 'Lol' oder 'Hahaha' als Antwort."
Seit letzter Woche berät sich der Bildungsminister mit Experten über die Regeln für ein österreichweites Handyverbot. Eine Expertise zum Thema finden Sie hier: www.newsflix.at/
Note: Nachprüfung