Der Siebenfach-Weltmeister und Ferrari – das ist bisher noch keine große Liebesbeziehung. Auch mit seinem Teamkollegen Charles Leclerc scheint die Stimmung angespannt zu sein. Das zeigte sich in den letzten Runden des Rennens durch die Straßenschluchten von Baku. Hamilton wurde von der Box angewiesen, seinen Teamkollegen vorbeizulassen. Das ignorierte der Brite. Leclerc überquerte hinter dem Briten als Neunter die Ziellinie.
Bei Ferrari knistert es jedenfalls. Das zeigt schon Leclercs Aussage direkt nach dem Rennen. Als der Monegasse auf die Hamilton-Aktion angesprochen wurde, meinte dieser vielsagend: "Es ist mir eigentlich egal, es geht nur um den achten Platz, also ist es okay. Er kann sich über diesen achten Platz freuen. Es ist nur dumm, weil es nicht fair ist", so der 27-Jährige. Hamilton selbst hatte derweil versucht, sich zu rechtfertigen. Er sei vom Gas gegangen, habe die Situation aber falsch eingeschätzt. "Ich werde mich bei Charles entschuldigen", meinte der 40-Jährige, der zuvor die Reifenstrategie seines Teams kritisiert hatte.
Für den ehemaligen Formel-1-Piloten Ralf Schumacher bleibt aber großes Konfliktpotenzial bei der Scuderia. Die wohl beste Fahrerpaarung im Feld könnte zum Boomerang werden, ein Konflikt der Star-Piloten entstehen. Und "Sky"-Experte Schumacher sieht die Schuld dafür bei Hamilton. "Der Umgang miteinander ist nicht gut, dann die Kritik von Lewis am Team. Ich sehe die Kombination kritisch. Dazu dieses Nicht-Zurücktauschen mit Leclerc vor der Ziellinie. Da muss Ferrari seine Aufgaben intern machen, sonst zerpflückt man sich selbst von innen heraus", meinte der Deutsche im "Sky"-Podcast "Backstage Boxengasse".
Lösung sei bloß eine klare Aussprache. "Da muss einfach mal offen miteinander gesprochen werden. Die Limits und die Erwartungen müssen abgesteckt werden", meinte der Bruder von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher.
Auch Hamilton, den Schumacher schon mehrmals kritisiert hatte, müsse weiterhin ein Teamplayer sein, meinte Schumacher. "Wenn Lewis kein Vertrauen mehr ins Team hat und umgekehrt, dann wäre das sehr schade. Wenn ein Misstrauen entsteht, dann muss man es besser sein lassen und am Ende des Jahres getrennte Wege gehen", stellte der 50-Jährige einen möglichen Rücktritt des Briten in den Raum.
Bisher verlief das Ferrari-Engagement Hamiltons jedenfalls ernüchternd. Ein Sieg im Sprint von Shanghai steht zu Buche, abgesehen davon schaffte es der 40-Jährige auf kein einziges Stockerl.