Second-Hand ist in Österreich längst kein Randthema mehr. "Second-Hand ist kein Nischenphänomen mehr, sondern ein fester Bestandteil des modernen Konsumverhaltens", erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbands. Laut einer OTS-Aussendung greifen immer mehr Menschen zu gebrauchten Waren, geben dabei auch mehr Geld aus und nutzen verschiedene Möglichkeiten, um Second-Hand-Produkte zu kaufen. Für viele ist das eine Win-win-Situation – gut für die Umwelt und die Geldbörse. Insgesamt wird das Marktvolumen auf rund 2 Milliarden Euro im Jahr geschätzt.
Der Trend zeigt nach oben: Im Vorjahr lag der durchschnittliche Einkaufswert pro Person noch bei 195 Euro, heuer geben die Kundinnen und Kunden schon 211 Euro für gebrauchte Waren aus. 18 Prozent kaufen mindestens einmal im Monat Second-Hand ein, 36 Prozent wollen das in Zukunft noch öfter tun. Nur 7 Prozent planen, seltener gebraucht einzukaufen.
Besonders beliebt sind Online-Plattformen wie Willhaben, Vinted oder Refurbed. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) kauft dort regelmäßig ein. Aber auch klassische Wege bleiben gefragt: Ein Drittel war im letzten Jahr auf einem Flohmarkt, fast genauso viele besuchen Second-Hand- oder Vintage-Geschäfte.
Am meisten gefragt sind Produkte, denen man ein zweites Leben schenken kann. Für 74 Prozent ist es das wichtigste Motiv, Dingen eine zweite Chance zu geben. Erst danach kommt der Preisvorteil gegenüber Neuware (71 Prozent).
Schaut man auf die Bundesländer, geben die Menschen in Niederösterreich und dem Burgenland am meisten für Second-Hand aus – im Schnitt 242 Euro pro Kopf und Jahr. Dahinter folgen Kärnten und die Steiermark (219 Euro), Salzburg und Oberösterreich (205 Euro). In Vorarlberg und Tirol sind es 196 Euro, Wien bildet mit 190 Euro das Schlusslicht.
Nicht nur beim Einkauf, auch beim Wiederverkauf legen die Österreicher ordentlich zu: Drei von vier haben schon nicht mehr benötigte Dinge weiterverkauft, am häufigsten Kleidung und Schuhe (45 Prozent), Bücher und Medien (43 Prozent) sowie Haushaltswaren (39 Prozent). Am liebsten läuft das über Online-Marktplätze (79 Prozent). Im Schnitt bringt das 171 Euro pro Jahr.
Durch den Boom eröffnen sich auch für den Handel neue Chancen. Stationäre Geschäfte können etwa eigene Second-Hand-Bereiche einrichten oder Online-Resale-Services integrieren. 70 Prozent der Befragten würden solche Angebote begrüßen, 72 Prozent finden generalüberholte Produkte wie bei Refurbed besonders spannend.
Der Handel reagiert bereits: Immer mehr Möbelhäuser und Modegeschäfte bieten eigene Abteilungen für gebrauchte Waren an, oft unter Bezeichnungen wie "Pre-owned" oder "Pre-loved".
Handelssprecher Rainer Will bringt es auf den Punkt: "Der stationäre Einzelhandel hat hier enormes Potenzial, vom Rücknahmesystem bis hin zu integrierten Gebrauchtwarenzonen. Wer heute auf Gebrauchtmodelle setzt, investiert in die Zukunft – für die Kund:innen und die Umwelt."