Der Standort Österreich steht laut einer aktuellen Analyse der "Agenda Austria" vor einem großen Problem: Denn die heimischen Löhne befinden sich in einem Höhenflug, während die Produktivität weiter absackt.
Kaum in einem anderen Land in Europa sind die Löhne in den letzten Jahren so stark angestiegen wie in Österreich. Der Grund dafür ist die jährliche Anpassung der Gehälter durch die sogenannte Benya-Formel, also eine Erhöhung, die als Mindestwert die Inflation annimmt.
Von einer Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen ist zudem nichts zu spüren, so die "Agenda Austria". Immerhin werden Ende 2025 die Tariflöhne noch einmal um 3,7 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen. Zum Vergleich: Im Euroraum werden es nur 1,6 Prozent sein. Damit steigt der Kostennachteil Österreichs zu den Konkurrenzländern weiter an.
Prinzipiell sind die hohen Lohnanpassungen kein Problem, solange die Arbeitsproduktivität ebenfalls stark zulegen würde, um die höheren Arbeitskosten zu kompensieren.
Das tut sie aber nicht und das hat zur Folge, dass das Produzieren von Waren immer teurer wird. Dadurch haben die österreichischen Lohnstückkosten seit 2020 stärker zugelegt als bei allen relevanten Konkurrenten in Westeuropa.
Das kann drastische Folgen haben. Denn kostet ein österreichisches Produkt viel mehr als in einem anderen Land, droht der Export der heimischen Waren zu sinken. "Einen britischen oder kanadischen Kunden interessiert die Benya-Formel aber nicht. Er sieht nur, dass 'Made in Austria' immer teurer wird und könnte sich bald nach einem alternativen Zulieferer umsehen", warnt Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge.
Den Lohnabstand zur Eurozone wieder zu verringern, wird die zentrale Aufgabe der Sozialpartnerschaft in den nächsten Jahren sein, so die "Agenda Austria".
Eine weitere Schlüsselrolle dürften zudem die geleisteten Wochenstunden spielen. Immerhin liegt die Teilzeitquote bei Männern bei 13,7 Prozent. Damit reiht sich Österreich in der EU direkt hinter Schweden, den Niederlanden und Dänemark ein. Bei Frauen liegt die Teilzeitquote sogar bei 51,1 Prozent (Statistik Austria).
Darüber hinaus müsse auch bei den Lohnverhandlungen umgedacht werden, wie Wifo-Chef Gabriel Felbermayr am Sonntag in der ZiB2 erklärte. Demnach soll die Inflation nicht wie bisher als Ausgangspunkt, sondern als Obergrenze für Lohnverhandlungen zu betrachten sein.
Wenn die gesamtwirtschaftliche Produktivität zurückgehe, sollten die Lohnabschlüsse auch um diesen Betrag unter der rollierenden Inflation sein können. Das sei aber freilich kein Gesetz. Mit dieser Forderung stößt der Experte aber auch auf Kritik – Gewerkschaftsboss Reinhold Binder nannte die Forderung "letztklassig".