Von Franziskus degradiert

Skandal-Kardinal will an Papstwahl teilnehmen

Der wegen Finanzdelikten in Verruf geratene Kardinal Becciu will am Konklave teilnehmen, obwohl er nicht auf der Liste der Wahlberechtigten steht.
Newsdesk Heute
25.04.2025, 19:24

Einst gehörte Kardinal Giovanni Angelo Becciu zu den mächtigsten Figuren im Vatikan. Die Position des Sostituto (italienisch für Stellvertreter) im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls inne – ein Äquivalent zum päpstlichen Stabschef – hatte er sieben Jahre lang inne, bis er über einen Finanzskandal stolperte.

Im Jahr 2020 trat er als Konsequenz von den Rechten seines Amtes zurück. Laut einem Bericht von CNN sei er zuvor von Papst Franziskus persönlich dazu aufgefordert worden, auf die Rechte und Privilegien eines Kardinals zu verzichten.

Mehrere Millionen US-Dollar verloren

Dem Italiener wird zur Last gelegt, Einnahmen aus dem sogenannten Peterspfennig in Immobiliengeschäfte in London gesteckt zu haben. Der Peterspfennig wird in katholischen Kirchen weltweit einmal jährlich als Sonderkollekte gesammelt. Die Einnahmen werden dann oft zu humanitären Zwecken verwendet. Wie T-Online berichtete, wurde Becciu 2023 wegen Betrugs und Unterschlagung schließlich zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der Kardinal beteuerte allerdings seine Unschuld und legte Berufung ein. Das diesbezügliche Urteil ist weiterhin ausständig. Für die Verfahrensdauer darf er auch weiterhin im Vatikan leben. Durch den Vorfall soll die Kirche mehrere Millionen US-Dollar verloren haben, berichtete CNN.

"Liste hat keinen rechtlichen Wert"

Auslöser der jetzigen Debatte ist der Fakt, dass Beccius Name nicht auf der Liste der beim Konklave wahlberechtigten Kardinäle steht. Der in Ungnade gefallene Kardinal möchte das aber nicht auf sich sitzen lassen. Franziskus habe nie den ausdrücklichen Wunsch geäußert, ihn vom Konklave auszuschließen, zudem habe die Liste keinen rechtlichen Wert, sagte Becciu der italienischen Zeitung "L'Unione Sarda". Er wolle an der Papstwahl teilnehmen.

Obwohl Becciu 2020 zurücktrat, wurde er laut dem Internetportal der römisch-katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de im Jahr 2022 von Franziskus zum Konsortium (Versammlung der Kardinäle) eingeladen. Dies habe Becciu offenbar als Rehabilitierung aufgefasst, obwohl es nie eine offizielle Wiedereinsetzung in seine Rechte gegeben habe.

Schottischer Kardinal als Präzedenzfall

Laut der Konklaveordnung sind alle Kardinäle wahlberechtigt, die am Todestag des Papstes unter 80 Jahre alt waren. Ausgeschlossen seien demnach jene unter 80-Jährigen, "die rechtmäßig abgesetzt wurden oder mit Zustimmung des Papstes auf die Kardinalswürde verzichtet haben". Es sei allerdings nicht einheitlich geregelt, wie es um Kardinäle steht, die nicht auf die Kardinalswürde selbst, sondern nur auf die Rechte aus der Kardinalswürde verzichtet haben.

Einen Präzedenzfall könnte die Causa rund um den schottischen Kardinal Keith O'Brien darstellen. Dieser trat 2015 nach einem Missbrauchsskandal zurück. In seinem Fall wurden damals die Rechte, die er infolgedessen verlor, detailliert genannt – unter anderem wurde auch das Wahlrecht beim Konklave aufgelistet. Dies sei bei Becciu aber offenbar nicht ausdrücklich ausgeschlossen worden. Unklar bleibt, wie das Kardinalskollegium reagieren kann, sollte Becciu weiter auf einer Teilnahme am Konklave beharren.

Insgesamt 135 Kardinäle sind derzeit zur Papstwahl berechtigt. Aus gesundheitlichen Gründen hätten bereits zwei Mitglieder des Gremiums abgesagt. Nach dem Tod von Papst Franziskus am 21. April beginnt das Konklave frühestens am 6. Mai und spätestens am 11. Mai.

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