Blankes Entsetzen herrscht bei frommen Katholiken in Nordrhein-Westfalen. Grund ist die Performance "Westfalen Side Story", die die Tanztheatergruppe "bodytalk" im Rahmen des Festaktes zu "1.250 Jahren Westfalen" aufführten.
Worum es in der Show genau ging, dürfte nur den wenigsten klar gewesen sein. Im Gedächtnis blieb vor allem die Tanzeinlage mit Suppenhühnern in Babywindeln, die unter "Fleisch ist Fleisch"-Gesängen der Künstler ein Tänzchen zum 80er-Jahre-Hit "Live is Life" vorführten – und zwar direkt vor dem Altar des Paderborner Doms!
Der "Tanz der Windelhühner" sei in "einem immer wilder werdenden Wirbel direkt vor dem Altar samt Osterkreuz" eskaliert, wodurch der "heilige Raum entweiht" wurde, heißt es nun in einer Petition, in der Erzbischof Udo Markus Bentz dazu aufgefordert wird, sich "eindeutig" zu entschuldigen. Auch an den Papst-Gesandten in Deutschland, Nuntius Nikola Eterovic, richtet man sich.
Dabei hatte die Vorführung im Paderborner Dom am 15. Mai, bei der auch Deutschlands Präsident Frank-Walter Steinmeier anwesend war (und direkt danach eine Rede hielt), vor Ort nur für Applaus gesorgt. Von Protest keine Spur. Auch der Bundespräsident ließ sich im Anschluss an die Vorführung freundlich lächelnd mit der Künstlergruppe ablichten.
Erst im Nachhinein formierte sich im Internet Protest. "Zahlreiche geladene Gäste und lokale Medienvertreter sollen vom Auftritt des Ensembles regelrecht entsetzt gewesen sein", schreibt etwa die katholische "Tagespost" online. Fromme Katholiken starteten eine von mittlerweile rund 24.000 Menschen unterzeichnete Online-Petition, in der sie "Blasphemie" und die "Entweihung des heiligen Raumes anprangerten":
„Dass der männliche Darsteller halb nackt vor dem Altar tanzte, dürfte dabei noch das geringste Ärgernis gewesen sein. Denn wenige Minuten später kam ein weiterer halbnackter Akteur dazu, der in einer großen Schüssel drei in Pampers gewickelte ausgenommene Hähnchen mit sich brachte.“Petition "Gegen die Entweihung des Paderborner Domes"
Dabei dürfte die "Windelhühner-Show" noch eine der harmloseren Performances gewesen sein, die die experimentelle Tanzgruppe auf Lager hat. Auf ihrem Instagram-Profil sind aktuell auch Ausschnitte aus einer Vorführung zu sehen, in denen die Tänzerinnen und Tänzer komplett nackt und (kunst)blutüberströmt abgelichtet sind.
Nach 14 Tagen, Ende Mai, kam schließlich eine "halbherzige Entschuldigung", wie die Katholiken kritisierten:
„Sowohl der LWL als auch das Metropolitankapitel Paderborn bringen ihr ausdrückliches Bedauern darüber zum Ausdruck, dass die Performance religiösen Gefühle verletzt hat. Eine solche Wirkung war zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt und entspricht auch nicht unserem Anspruch an diesen Ort mit seiner besonderen religiösen, historischen und kulturellen Bedeutung. Die entstandene Irritationen tuen uns sehr leid und wir danken allen, die sich die Zeit genommen haben, uns Ihre Sicht der Dinge zu schildern.“Stellungnahme des Veranstalters, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
Die "eigentliche Frage", so die "Tagespost", sei damit jedoch nicht beantwortet worden: Warum erfolgte die Distanzierung so spät und warum wusste das Metropolitankapitel im Vorfeld nichts über den Inhalt der geplanten Aufführung, wie die Verantwortlichen beteuerten. Das Metropolitankapitel müsste "das letzte Wort" haben, "gerade" wenn es "um die Verletzung religiöser Gefühle" bzw. deren Vermeidung gehe, so die katholische Zeitung in ihrem Kommentar.