Eigentlich als Mittelklasse-Reihe gedacht, hat sich die T-Serie von Xiaomi längst als "Flaggschiff-Killer" etabliert. Einerseits liegt das an den gebotenen Features, andererseits am Preis: Trotz Rekord-Inflation ist das diesjährige Xiaomi 15T Pro wie sein Vorgänger um 899 Euro zu haben (zum Start im Bundle mit gratis Sound Party Box), die Basis-Variante kostet gar nur 649 Euro. Zum Vergleich: Das fast zeitgleich erscheinende iPhone 17 Pro kommt auf 1.299 Euro. Kann das Xiaomi da mithalten?
"Heute" konnte das Gerät bereits vor Release einem ausführlichen Test unterziehen und mit dem Vorgängermodell vergleichen. Zumindest optisch fallen die Änderungen gering aus. Wieder gibt es ein quadratisches (diesmal stärker abgerundetes) Kamera-Modul auf der Rückseite mit vier Kreisen, drei davon beherbergen Kameras mit Leica-Summilux-Linsen. Rahmen und Rückseite fühlen sich geschmeidig an, das Gerät wirkt wie aus einem Guss und liegt gut in der Hand. Wieder gibt es einen IP68 Staub- und Wasserschutz, der aber verbessert wurde.
Das Display ist minimal gewachsen, statt 6,67 sind es jetzt 6,83 Zoll, laut Xiaomi sind die Displayränder 27 Prozent schmaler. Das 15T Pro ist dünner, kommt nur mehr auf 7,96 mm Dicke (das Gewicht ist um ein einziges Gramm auf 210 gestiegen). Ansonsten gibt es beim Bildschirm (144 Hz, 2.772 x 1.280 Pixel) wenig Veränderungen. Das AMOLED eye-care Display mit einer Spitzenhelligkeit von 3.200 nits lässt so oder so kaum Wünsche offen.
Wie schon im Vorjahr besonders beworben werden die Kamera-Fähigkeiten, für viele Nutzer wohl das wichtigste Kaufargument. "Far closer" lautet der im Voraus ausgerufene Slogan – und das mit gutem Grund. Musste man sich beim 14T Pro noch mit einem 2,6-fachen Zoom begnügen, vergrößert das 15T Pro optisch bis zum Faktor 5. Das entspricht einer Brennweite von 115 mm. "Optische" Qualität verspricht Xiaomi bis 10x. Darüber hinaus sorgt die "Ultra Zoom 2.0" Software für verbesserte Details. Bis zu 230 mm werden diese tatsächlich unfassbar scharf dargestellt.
In der Praxis ist der 5-fach Zoom auch jener Ausschnitt, der am meisten Spaß macht und von Xiaomi wohl auch deshalb derart stark mit Beispielbildern beworben wird. In der Stadt und in der Natur lassen sich dadurch ungeahnte Blickwinkel in Spitzenqualität ablichten – und das noch ein Stück näher als beim ursprünglich 1.500 Euro teuren Xiaomi 15 Ultra (hier zum Testbericht). Abseits davon unterscheiden sich die Linsen wenig vom Vorgänger: Eine 50-MP Hauptkamera mit 23 mm, die Telephoto-Linse hat ebenso 50 MP, die Weitwinkel-Kamera nur 12 MP, dafür die Selfie-Kamera wieder 32 MP.
Tagsüber lassen die Fotos keine Wünsche übrig, bieten gewohnt kräftige Kontraste und Farben (die mit Leica-Stilen live angepasst werden können). Besonders eindrucksvoll sind natürlich die Vergrößerungs-Fertigkeiten beim 5fach-Zoom. Dasselbe gilt übrigens bei Bildern in der Nacht, wobei der Zoom bei schlechtem Licht an seine Grenzen gerät. Neu ist auch eine Schnellschuss-Funktion: Durch doppeltes Drücken der Leiser-Taste wird in Sekundenbruchteilen ein Foto ausgelöst.
Wer gerne Videos für Insta, Tiktok oder einfach für das Familienalbum macht, kommt beim 15T Pro ebenso voll auf seine Kosten. 8K-Videos schafft das Handy mit 30 fps, 4K-Videos mit 120 fps. Als besonders beeindruckend erwies sich im Test die Videostabilisierung. Selbst einhändig im Laufen wirken die Videos so ruhig, als wären sie mit einer Drohne geschossen worden.
Zweitwichtigster Aspekt: der Akku. Dieser ist im Vergleich zum 14T pro um 500 mAh auf 5.500 gewachsen und lässt HyperCharge mit bis zu 90W zu (kabellos maximal 50W). Rund 15 Stunden Dauerbetrieb soll er packen. Etwas enttäuschend fallen einzig die Stereo-Lautsprecher aus, wo die Konkurrenz deutlich kräftigere Basse und klareren Klang bietet. Wer ohnehin hauptsächlich Kopfhörer trägt, wird darüber hinwegsehen können.
Ein weiteres Feature, das im naturverbundenen Österreich wichtig sein könnte: Xiaomi 15T Pro Nutzer können miteinander bis zu einer Entfernung von 1,9 Kilometern offline miteinander kommunizieren, Telefon- oder Internetempfang ist dazu keiner nötig.
Für alle Nerds: Beim Prozessor handelt es sich um den schnellen, neuen MediaTek Dimensity 9400+, alle Geräte verfügen über 12 GB Arbeitsspeicher. Im Oktober kommt das neue Betriebssystem Xiaomi HyperOS 3, das Updates bei Design, KI und Gesten bietet. Googles AI "Gemini" ist wieder mit an Board.
Xiaomi hat mit der T-Serie preislich eine neue Kategorie zwischen Mittelklasse und Flaggschiff etabliert – wobei die Funktionen deutlich näher an den High-End-Geräten sind als deren Preis. Gute Fotos, ein spaßiger Zoom, flüssige Videos und durchhaltender Akku – mehr braucht der Durchschnittsnutzer heute nicht. Eine Hülle wird übrigens wieder mitgeliefert.
Wer sich bereits für Xiaomi entschieden hat, hat jetzt aber die Qual der Wahl: das neue 15T Pro oder das im März vorgestellte Xiaomi 15? Letzteres kostet statt 999 aktuell nur mehr rund 700 Euro. Dieses bietet aber auch weniger Zoom, hat einen kleineren Akku und ein kleineres Display. Dem 15T Pro wäre hier also klar der Vorzug zu geben.