Terror in Wien

So verhinderten 17 Jugendliche Kirchen-Terror in Wien

Entgingen 17 Jugendliche am 2. November haarscharf dem Tod? Wohl nur durch eine geistesgegenwärtige Reaktion konnte Schlimmeres verhindert werden.

Clemens Oistric
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Vor der Ruprechtskirche – dem ältesten Gotteshaus Wiens – wurde der Attentäter erschossen.
Vor der Ruprechtskirche – dem ältesten Gotteshaus Wiens – wurde der Attentäter erschossen.
Picturedesk/HELMUT FOHRINGER

Die neuesten Enthüllungen hinsichtlich der Terrornacht von Wien machen fassungslos. Wie am Freitag bekannt wurde, marschierte der IS-Attentäter zu Fuß von der Donaustadt in die City – und wollte sich wohl auch Zutritt zu einer Kirche verschaffen. Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, führt im "Heute"-Gespräch aus: "An jenem Abend fand eine Gebetsstunde einer katholischen Jugendgruppe statt. 17 junge Erwachsene hatten sich dafür in der Ruprechtskirche versammelt."

Ist es möglich, dass der Attentäter im Vorfeld von dieser Zusammenkunft wusste? "Nachdem im Vorfeld kaum jemand von diesem Treffen, das auch nicht regelmäßig gibt, wusste, halte ich es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass der Täter Kenntnis davon hatte", so Prüller. 

"Als sie Schüsse hörten, drehten sie sofort das Licht ab und versperrten die Eingangstüre."
Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien
Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien
Erzdiözese Wien/Christoph H. Breneis

Sechs Stunden im Versteck

Ob der Dschihadist ein Kirchen-Massaker mit Köpfungen wie in Nizza im Sinn hatte, kann wohl niemand mehr beantworten. Fakt ist: Die Jugendlichen reagierten äußerst geistesgegenwärtig: "Sie haben wie im Lehrbuch gehandelt", schildert Pressesprecher Michael Prüller. "Als sie Schüsse hörten, drehten sie sofort das Licht ab und versperrten die Eingangstüre." Die Teenager, die mittlerweile von der Ermittlungsgruppe "2. November" einvernommen wurden, versteckten sich dann am Chor – für über sechs Stunden. "Erst, als die Polizei gegen 2.30 Uhr kam, verließen die jungen Leute die Kirche wieder", so Prüller. Die Ohrenzeugen des Terrors hätten auf die Situation gefasst reagiert.

Kirchen werden verstärkt überwacht

Der Terrorist wurde – wie berichtet – nur neun Minuten nach dem ersten Notruf vor der Ruprechtskirche – dem ältesten Gotteshaus der Stadt – von einem Cobra-Cop erschossen. Vor dem Hintergrund der neuesten Ermittlungserkenntnisse hat Innenminister Karl Nehammer (VP) umgehend die Bewachung der Kirchen und Synagogen in Österreich verstärkt.

Täter kam nicht im 3er-BMW

Klar scheint laut "Heute"-Informationen mittlerweile auch, dass der 20-jährige Killer vor seiner barbarischen Tat zu Fuß von seiner Wohnung in Kagran in die Wiener City marschiert ist. Für die rund sieben Kilometer benötigte er circa 1,5 Stunden – Donauüberquerung inklusive. Offiziell bestätigen wollte dies vor dem Hintergrund laufender Ermittlungen vorerst niemand. Auch bei einem weiteren Ermittlungsansatz lichten sich nun die Nebel: Ein "Heute" zugespieltes Video, das einen Mann mit Sturmgewehr in einem BMW zeigt, dürfte nicht vor dem Anschlag aufgenommen worden sein. Mehrere Experten kamen zum Ergebnis, dass in dem Clip (siehe Video oben) eine andere Waffe als die in der Innenstadt verwendete Zastava M70 (Details in der Bilderstrecke unten) zu sehen ist. Mehr Hintergründe dazu kannst du HIER lesen >>

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    Bei dem Sturmgewehr gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um eine "Zastava M70" handelt.
    Bei dem Sturmgewehr gehen die Ermittler davon aus, dass es sich um eine "Zastava M70" handelt.
    LPD Wien