Sonneneruptionen, sogenannte Flares, entstehen, wenn die Magnetfeldlinien der Sonne aufbrechen. Dabei entweichen hochenergetische Teilchen, vor allem Protonen, und Röntgenstrahlung. Derzeit wird eine Häufung von Flares beobachtet, da sich der elfjährige Zyklus der Sonnenaktivität auf seinen Höhepunkt zu bewegt und das Magnetfeld der Sonne immer schwächer wird.
Erreicht die Strahlung solcher Flares die Erde, können Funk- und Navigationssignale gestört und Satelliten beschädigt werden. Bei sehr starken Strahlungsausbrüchen, die von einem koronalen Massenauswurf begleitet werden, kann es in nördlichen Breitengraden auch zu Stromausfällen kommen. Meist bemerkt die Öffentlichkeit solche Sonneneruptionen aber lediglich in Form von Polarlichtern, die bei starken Flares auch bei uns sichtbar sein können.
Superflares dagegen sind solare Megastürme, die Tausende Male stärker sind als normale Sonneneruptionen. Selbst der stärkste bisher beobachtete Sonnensturm, das Carrington-Ereignis von 1859, das etwa die gleiche Energie freisetzte wie zehn Milliarden 1-Megatonnen-Atombomben, verfügte über nur ein Hundertstel der Kraft eines Superflares. Damals wurden ganze Telegrafennetze zerstört. Heute könnte ein mit dem Carrington-Ereignis vergleichbarer Sonnensturm zum Absturz von Satelliten und einem totalen und weltweiten Internet-Blackout führen und damit gigantische Schäden anrichten.
Bisher ging man davon aus, dass solche Superflares nur einmal alle paar tausend Jahre entstehen. Doch nun hat eine Studie ergeben, dass Sterne wie der unsere viel häufiger starke Superflares erleben.
Forschende des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) haben dafür 56.450 sonnenähnliche Sterne mit dem Kepler-Weltraumteleskop von 2009 bis 2013 beobachtet. "Die Kepler-Daten liefern uns in ihrer Gesamtheit das Zeugnis von 220.000 Jahren stellarer Aktivität", so Mitautor Alexander Shapiro von der Universität Graz. Die Forschenden identifizierten 2.889 Superflares auf 2.527 der beobachteten Sterne. Demnach schleudert im Durchschnitt ein sonnenähnlicher Stern einen Superflare pro Jahrhundert ins All.
Laut dem Astronomen Valeriy Vasilyev vom MPS waren die Forschenden überrascht, dass sonnenähnliche Sterne so häufig Superflares produzieren können.
Die Studie liefert kein Datum für den nächsten Superflare und es braucht weitere Studien, um die Erkenntnisse zu präzisieren. Doch die Ergebnisse mahnen laut den Forschenden zur Vorsicht. "Die neuen Zahlen erinnern eindringlich daran, dass auch extremste Sonnenstürme zum natürlichen Repertoire der Sonne gehören", so Ko-Autorin Dr. Natalie Krivova vom MPS. Als wichtigste Vorbereitung auf starke Sonnenstürme gelte deshalb eine verlässliche und rechtzeitige Vorhersage, wie sie ab 2031 die ESA-Raumsonde Vigil liefern soll.
Die Studie wurde im Fachjournal "Science" publiziert.