"Ich hatte dieses Wochenende wieder mal mein Enkelkind zu Besuch…" So harmlos beginnt das Mail, das jetzt in Niederösterreich bis ins Amt der Landesregierung hohe Wellen schlägt.
Denn was folgt, hat es wahrlich in sich. Tatort: eine Volksschule in Niederösterreich südlich von Wien und dort eine 1. Klasse (!), in der ein 8-Jähriger seit Monaten seine Mitschülerinnen und seine verzweifelte Lehrerin terrorisiert. Aktueller Vorfall letzte Woche, nun dokumentiert und der Bildungsdirektion NÖ (sowie auch mir) übermittelt: Vor versammelter Klasse forderte der Bub einen Mitschüler auf, "jemanden auszusuchen, den ich töten soll". "Wenn du dich nicht traust, steche ich dich ab!" Die Großmutter einer Mitschülerin, 7 Jahre alt, brachte den Fall mit ihrem Mail ins Rollen: "Oma, der L. spinnt komplett, der dreht jetzt komplett durch." Auf ihre Nachfrage, ob denn da schon mehr gewesen sei: "Mein Enkelkind erzählte mir darauf, dass sich der L. die Schere direkt an den Hals hält und schreit, er hasst seine Mutter und bringt sie und sich um. Die Strafe bestand dann darin, dass er sich zum Fenster setzen musste, und hinaussehen…"
Mein Kommentar: Unfassbar!
Aus dem Mail der Oma: "Am Jugendamt hat man uns bestätigt, dass die Lehrkräfte eigentlich verpflichtet wären, sofort Polizei und Rettung zu informieren, sobald ein Kind ernsthafte Drohungen äußert." Anders offenbar in der Klasse ihrer 7-jährigen Enkelin: "Oma, die Lehrerin tut nix. Die tut gar nix! Die Strafe besteht darin, dass L. sich zum Fenster setzen musste und hinaussehen. Oder er muss schreiben, dass man das nicht darf." Tja.
Nun kann einem natürlich auch der 8-Jährige Bub – mit Migrationsvordergrund im Ostbalkan – leid tun. Er hat offensichtlich psychische Probleme, jedenfalls das, was man landläufig "einen Patsch’n" nennt – und ist gefährlich. Fragt sich, warum erst eine couragierte Oma kommen musste, bis die Bildungsdirektion von den untragbaren Zuständen Kenntnis bekam.
Immerhin: Letzte Woche wurde der Klasse eine so genannte "Beratungslehrerin" zur Verfügung gestellt, deren Aufgabe es auf dem Papier ist, sich "in Krisensituationen um die emotionalen und sozialen Probleme der Kinder zu kümmen". Auch die Landesregierung hat die Oma auf den Plan gerufen (konkret Landeshauptfrau-Vize Udo Landbauer), mit Wegschauen ist jetzt also Schluss. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Das eigentliche Problem wird dadurch nicht gelöst. Ob eine Suspendierung des Buben – die Voraussetzungen wären ja gegeben – etwas nützen würde? Ich sage, eher nein, das Kind käme nach maximal zwei Wochen zurück, und macht weiter wie bisher…
Note: Nicht genügend