Es ist eigentlich Alltag für viele Kinder und Zahnärzte. Die damals 6 Jahre alte Sophia hatte Karies zwischen zwei Backenzähnen, das muss natürlich entfernt werden. Doch das Mädchen hatte große Angst vor dem schmerzhaften Eingriff – der behandelnde Mediziner riet deswegen zur Vollnarkose.
Dabei kam es zum Herzstillstand, wenige Tage später war Sophia tot. Ein Fall, der vermeidbar gewesen wäre, ist ihre Mutter in der SWR-Sendung "Report Mainz" überzeugt. "Sie ist tot, weil ein Arzt das in Kauf genommen hat."
Seit mittlerweile fünf Jahren wird gegen den Narkosearzt ermittelt, weil er sich nicht im selben Raum befunden haben soll. Er soll während der Narkoseausleitung Beratungsgespräche mit anderen Patienten geführt haben. Als die Assistentin Alarm schlug, stand Sophias Herz bereits mehrere Minuten still.
Im Fall Sophia hat ein Gutachten zudem ergeben, dass es an maschineller Beatmung gefehlt habe. Der Arzt soll darüber hinaus "gegen besseres Wissen" eine "mangelhafte technische Ausstattung" verwendet haben, die "sicherheitsrelevante Mängel" aufwies, und in dieser Form nicht hätte betrieben werden dürfen, heißt es auf "Tagesschau.de".
Es ist nicht der einzige Fall: Auch in Osnabrück starb die 63-jährige Utw Z. 2023 nach einer Vollnarkose beim Zahnarzt. Der Prozess endete hier mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Offizielle Zahlen zu Todesopfern nach Narkosen gibt es nicht, der "Report Mainz" hat in den letzten zehn Jahren zumindest 21 Fälle recherchiert.
Ursache dafür seien meist Sparmaßnahmen. Eine Vergütung gibt es nur für die Narkose, das Wie spiele keine Rolle. Ärzte hätten einen hohen Anreiz, "so viele Patienten in möglichst kurzer Zeit wie möglich zu behandeln", mit möglichst wenig teurem Personal. Experten fordern schärfere Gesetze und Kontrollen.
