In China sorgt ein neuer Beautytrend für Aufruhr. Anstatt tätowierte Arme oder Beine zu zeigen, präsentieren junge Menschen jetzt Zahn-Tätowierungen. Im Gegensatz zum gängigen Zahnschmuck, der auf die Zahnoberfläche geklebt wird, funktioniert das Zahntattoo anders. Dabei wird das Design auf 3D-gedruckte Zahnkronen geritzt – wie bei einem Hauttattoo.
Soziale Medien haben diesem Trend zusätzlichen Auftrieb gegeben. Clips von gravierten Zähnen verbreiten sich schnell und lösen sowohl Bewunderung als auch Ablehnung aus. Zahntattoos fügen sich in den allgemeinen Trend der Körpermodifikation ein. Nach Piercings, Filler und Implantaten werden jetzt auch die Zähne aufgepimpt. Sie sind funktional, aber theoretisch auch eine leere Fläche, die verziert werden kann. Auch wenn die Designs vielleicht nie die Popularität von Hauttätowierungen erreichen, beweist es, wie schnell Mode selbst die unwahrscheinlichsten Bereiche des Körpers erobern kann.
Aber nicht alle in der Zahnmedizin sind davon begeistert. "Dieser Trend ist für den Zahn ein schwerer Eingriff. Denn man muss dafür einen gesunden Zahn beschleifen, um ihm die tätowierte Krone aufzusetzen", erklärt Zahnarzt Dr. Lukas Hallmann aus Wien (zahnarzt-hallmann.at) im Heute"-Interview. Obwohl Hallmann beim Thema Zahnschmuck in Österreich Vorreiter ist, kam ihm dieser Wunsch bislang nicht unter. "Nur aufgrund eines Trends würde ich niemals einen gesunden Zahn beschleifen. Das würde an Körperverletzung grenzen, weil der Zahn danach nicht wieder herstellbar ist."
„Das würde an Körperverletzung grenzen, weil der Zahn danach nicht wieder herstellbar ist.“Dr. Lukas Hallmann zum neuen Zahntattoo-Trend
Nur wenn der Patient ohnehin wegen eines kaputten Zahnes eine Krone bräuchte, würde dies eine Beschleifung rechtfertigen, so Hallmann. "Dann steht ein medizinischer Grund dahinter, im Zuge dessen man so ein Tattoo platzieren könnte", stellt der Zahnmediziner klar. Dann könne die Krone bunt gefärbt oder eben auch mit einem Design versehen werden. Gefällt es einem nicht mehr, müsste man allerdings die gesamte Krone tauschen, was mit finanziellem Mehraufwand verbunden wäre, denn Kronen kosten über 1.000 Euro.
Im Gegensatz dazu ist der bis dato etablierte Zahnschmuck etwas, das jederzeit wieder rückstandslos entfernt werden kann. Die meisten Patienten, die sich an Dr. Hallmann wenden, wünschen sich ein kleines Glitzersteinchen auf dem Zahn. Die Zielgruppe sind vorwiegend junge Frauen zwischen 18 und 30 Jahren. "Aber auch junge Herren und ältere Herrschaften wenden sich mit diesem Wunsch an uns."
Den Schmuck gibt es in verschiedener Form: als kleine bunte Steinchen oder Twinkles aus Gold oder Weißgold in verschiedenen Designs (Kreuz, Elefant, Schmetterling, Seepferdchen, etc.). Beides wird mittels Spezialkleber auf der Zahnoberfläche angebracht.
Dr. Hallmann informiert. "Der Hersteller verspricht eine Haltbarkeit von einem Jahr. Tatsächlich, wenn er gut geklebt ist, kann der Schmuck viele Jahre halten – unabhängig davon, was man isst oder ob man mit einer elektrischen oder Handzahnbürste putzt." Der Patient könne nichts falsch machen. "Entscheidend ist, wie gut der Zahnarzt arbeitet und welche Qualität das verwendetet Material hat."
"Am besten haftet der Kleber jedoch auf dem eigenen, natürlichen Zahn. Auf künstlichem Material hält er auch, aber oft nicht so lange. Bei künstlichen Zahnkronen kann man dafür eine kleine Vertiefung in die Krone bohren und den Schmuck darin platzieren. Dort hält er dann praktisch ewig. Man kann ihn dann aber nicht mehr entfernen, weil ja sonst ein kleines Loch in der Keramikkrone zurückbleiben würde."
Wer sich gut um seine Zähne kümmert, wird auch mit dem Zahnschmuck lange Freude haben. Je besser er gepflegt wird, desto länger bleibt er schön.
