Der Streit um Israels Teilnahme beim Eurovision Song Contest 2026 in Wien wird immer explosiver. Und Spanien steht plötzlich im Zentrum des Dramas. Während spanische Medien seit Tagen behaupten, der ORF arbeite hinter den Kulissen daran, Madrid und andere skeptische Länder zum Mitmachen zu bewegen, folgte nun der Paukenschlag: RTVE-Präsident José Pablo López dementiert alles und teilt massiv gegen Österreich aus.
Auf der Plattform X erklärte López knapp, aber scharf, dass RTVE "mit dem ORF überhaupt nicht in Kontakt" stehen würde. Gleichzeitig stichelte er gegen den österreichischen Gastgeber: Der ORF-Präsident würde sich "lieber mit dem israelischen Präsidenten treffen". Ein Seitenhieb, der dem ESC eine ungewollt politische Note gibt. Am Ende stellt López auch noch die Grundlogik des Wettbewerbs infrage: "War das nicht ein Festival, an dem nicht die Länder, sondern die Fernsehsender teilnahmen?" Ein Satz, der die EBU kalt erwischt.
In Spanien kommt der Ausraster erstaunlich gut an. Die sonst ESC-verrückten "Eurofans" stehen fast geschlossen hinter ihrem RTVE-Chef, wie unzählige Kommentare, Retweets und Reposts zeigen. Besonders im linken politischen Spektrum und damit in weiten Teilen der Regierung, herrscht breite Zustimmung. Die Opposition wiederum lehnt einen Boykott ab. Die Frage "Israel beim ESC?" ist in Spanien längst ein Politikum, das weit über die Musik hinausgeht.
Für zusätzliche Brisanz sorgte zuletzt auch ein Auftritt von Benidorm-Fest-Teilnehmerin Mel Ömana im Podcast "Europov". Dort gab sie offen zu, Israel beim ESC in Basel ohne das Lied gehört zu haben auf den letzten Platz gesetzt zu haben – aus politischen Gründen. "Sie kann vielleicht nichts dafür, aber ihr Land schon", sagte die Kanarierin. Laut Ömana habe ein weiterer spanischer Juror genauso bewertet.
Dass Spanien zu den Ländern gehört, die bereits angekündigt hatten, 2026 nicht an den Start zu gehen, sollte Israel antreten dürfen, macht die Lage noch brisanter. Für ORF und EBU, die aus dem Jubiläums-Contest das größte Teilnehmerfeld aller Zeiten machen wollen, wäre ein spanischer Rückzug ein schwerer Schlag. Die EBU will die Israel-Frage in einer großen Mitgliederdiskussion im Dezember klären.
Unabhängig davon läuft Spaniens Vorentscheid weiter wie geplant: Benidorm Fest 2026 veröffentlicht bereits Anfang Dezember erste Song-Snippets, die Full Tracks sollen noch vor Weihnachten folgen. Doch eines scheint immer wahrscheinlicher: Der Gewinner-Act wird wohl kaum in Wien auf der ESC-Bühne stehen.