Das 45-jährige Opfer erzählte zwei Streetwork-Mitarbeitern, dass sie in der Nacht auf den 4. April von einem unbekannten Mann gewürgt und vergewaltigt worden sei. Daraufhin schlugen die zwei Sozialhelferinnen vor, gemeinsam mit ihr ins Spital zu fahren, um Spuren feststellen zu lassen.
Die Frau wurde am Linzer Kepler Klinikum aufgenommen, in die gynäkologische Ambulanz geschickt. Dann der große Schock: Das Krankenhaus-Personal verwies sie wieder und schickte sie heim. Argumentiert wurde, dass kein Aufnahmetag sei. Die verzweifelte Frau lehnte danach jede Hilfe ab, verweigerte außerdem, den Fall bei der Polizei anzuzeigen.
Peter Oppelt, Vorstand der Gynäkologie im betroffenen Spital, rechtfertigte sich laut OÖN einer Beschwerde schriftlich: "In Ausnahmefällen übernehmen wir die weitere Beweissicherung auch an Nicht-Aufnahmetagen, wenn dies von der personellen Situation her möglich ist."
Und weiter: "Am 4. April hatte jedoch das Kepler Universitätsklinikum keinen Aufnahmetag und auch in der Ambulanz war aufgrund von weiteren Notfällen eine derartige Überlastung, dass wir einerseits nicht eine längere Wartezeit und andererseits keine Ressourcen für eine ein- bis zweistündige Abklärung des Falles bereitstellen konnten."
Immer wieder sorgt die Überlastung in den Spitälern für Aufregung. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Skandinavien. "In Dänemark kommen viel weniger Menschen einfach so ins Spital", erklärte der Arzt Markus Puchner im Rahmen einer Delegationsreise in den Norden.
Seit 14 Jahren lebt der Mann aus Steyregg (Bez. Urfahr-Umgebung) in Dänemark. 2021 begann er als Facharzt für Chirurgie im Hvidovre Hospital in Kopenhagen.
Ein großer Vorteil: 75 Prozent der Hausärzte ordinieren in Gruppenpraxen. Wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist, wird der Patient via Hotline weitergeleitet. Ein weiterer großer Unterschied: In Dänemark wird nicht zwischen Arzt und Pflege getrennt.