Politik

SPÖ sagt "unsere Leute", hat aber Privat-Yachtclub

Solche Töne ist man für gewöhnlich nur von der FPÖ gewöhnt: Unter Neo-Chef Andreas Babler spricht die SPÖ nun von "unseren Leuten". Wer gemeint ist.

Heute Redaktion
"Unsere Leute": Die Kampagne von SPÖ-Chef Andreas Babler wird im Internet hitzig diskutiert.
"Unsere Leute": Die Kampagne von SPÖ-Chef Andreas Babler wird im Internet hitzig diskutiert.
Helmut Graf, Screenshots Twitter

"Die Seele ist ein weites Feld", brachte es Schnitzler einst auf den Punkt. Die Social-Media-Welt der SPÖ auch. Mit ihrer neuen Kampagne lösten die Sozialdemokraten am Hochsommer-Wochenende eine hitzige Debatte aus. Der neue Vorsitzende Andreas Babler schreibt auf seinem persönlichen und dem Partei-Account wiederholt von "unsere Leute" – eine Parole, die man in der innenpolitischen Auseinandersetzung bisher nur von der FPÖ kannte. "Unser Geld für unsere Leut'", ließ Heinz-Christian Strache einst plakatieren. Nun ziehen die Roten nach.

Neue Leitung für rotes Social Media

Die SPÖ war – wie berichtet – wegen ihrer Tweets in den vergangenen Monaten wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Sogar eigene Spitzenfunktionäre wollten die Tonalität in den Gremien kritisch diskutieren. Nun stehen die Accounts offenbar unter neuer Leitung. SP-Kommunikationssekretärin Patricia Huber hält gegenüber "Heute" auf Anfrage fest, dass sie "für die aktuelle Social Media Kampagne (mit)verantwortlich" sei.

SPÖ auf den Spuren von Heinz-Christian Strache: "Unser Geld für unsere Leut'!"
SPÖ auf den Spuren von Heinz-Christian Strache: "Unser Geld für unsere Leut'!"
REUTERS

"Von 100 Euro Steuereinnahmen zahlen unsere Leute 80 Euro. Die Reichen zahlen nur 20 Euro", ließ sie auf ein Sharepic schreiben. Unternehmer Wolfgang Rosam stieß dies sauer auf: Dies sei "wirklich eine Super-Verarschung des Mittelstandes und eine glatte Lüge", polterte der "Falstaff"-Boss und schob hinterher: "Ich zahle 55 Prozent Steuern. Viele meiner Mitarbeiterinnen bis zu 40 Prozent. Wenigstens wissen die jetzt alle, dass die SPÖ sie – den Mittelstand – nicht zu ihren Leuten (!) zählt." Die Kampagne sei "Populismus" und "das tiefste, das mir in den letzten Jahren untergekommen ist", so Rosam.

Privat-Yachtclub "für einige wenige Genossen"

Auch der Vorsitzende selbst benützt das Wording "unsere Leute" auf seinem persönlichen Account. Unter anderem anlässlich eines Sommergrillfestes der  SPÖ Gmunden, direkt am Traunsee. Andreas Babler wörtlich: "Der ASKÖ Gmunden ermöglicht die Nutzung des Traunsees auch für unsere Leute, die nicht mit goldenem Löffel im Mund geboren wurden." Das wiederum stieß einer Neos-Mandatarin sauer auf. "Freundschaft! Der Badestrand, von dem Babler hier spricht, ist mitnichten ein öffentlicher Platz für alle, die 'nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden', sondern ASKÖ-Privatstrand nur für Mitglieder – inkl. Marina mit Bootsliegeplätzen für einige wenige Genossen", twitterte Henrike Brandstötter. Nachsatz: "Wie elitär kann man sein?"

So erklärt SPÖ die Kampagne

Wer mit der Formulierung "unsere Leute" gemeint sei, wollte "Heute" von der Kommunikationsabteilung der Sozialdemokraten wissen. Die Antwort erfolgte in Schriftform, sie wurde mit Gender-Doppelpunkten übermittelt; "Heute" gibt sie in Originalform der SPÖ wieder: "Das sind die Friseur:innen, die Installateur:innen, die Büroangestellten und die Supermarktkassier:innen, ohne die nichts in Österreich funktionieren würde, die aber viel zu wenig Anerkennung und Respekt bekommen. Die Lehrer:innen und die Kindergartenpädagog:innen, die unter schwierigen Bedingungen ihr Bestes geben. Die kleinen Selbständigen und die Gewerbetreibenden, die unsere Wirtschaft am Laufen halten, sich aber im Unterschied zu vielen Konzernen nicht vor ihren Steuern drücken."

Die SPÖ wolle "zurück zur Gerechtigkeit", dies würden "viele Menschen auch spüren". Um dies zu unterstreichen, lieferte die Pressesprecherin auch aktuelle Zahlen mit: "Zum ersten Mal seit Jahren hat die SPÖ wieder Mitgliederzuwächse und erreicht 150.000 Mitglieder."

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    Im April 2014 wurde Andreas Babler als Nachfolger des zurückgetretenen Traiskirchner Bürgermeisters Knotzer  präsentiert.
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    ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com
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