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Sportdirektor Schöttel: Gekommen um zu bleiben

Seit 30 Tagen ist Peter Schöttel als ÖFB-Sportdirektor im Amt. "Heute" bat ihn in Marbella zum Interview.

Heute Redaktion
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Herr Schöttel, haben Sie vor dem Aus von Willi Ruttensteiner je gedacht, ÖFB-Sportdirektor zu werden?

"Bis eine Woche vor dieser Präsidiumssitzung nicht. Nachdem dann Präsident Leo Windtner an mich herangetreten ist, für den Fall, dass Ruttensteiner nicht bleibt, habe ich nachgedacht. Und da konnte ich mir es dann auch vorstellen. Bis vor fünf oder sechs Wochen spielte das in meinen Gedanken noch keine Rolle."

Wie hat bis dahin Ihr Karriereplan ausgesehen?

"Ich bin am 1. Juni zum ÖFB gestoßen, als U19- und U15-Teamchef, war auch für die LAZs im Osten zuständig. Meine Planung war eigentlich, dass ich das in den nächsten Jahren sehr gerne gemacht hätte."

Nach Ihrer Antritts-Pressekonferenz gab es viel Kritik. Der Vorwurf: Sie haben kein Konzept präsentieren können. Wie würden Sie heute auf diese Frage antworten?

"Sagen wir so: Ich habe dem Präsidium sehr wohl Ideen und Gedanken präsentiert, was beim ÖFB in den verschiedenen Abteilungen in den nächsten Jahren passieren sollte. Aber es sollte für jeden klar sein, dass ich, wenn ich drei Tage vorher zum Hearing eingeladen wurde, mich nicht im Detail mit einem messen kann, der 18 Jahre Zeit gehabt hat, eine Abteilung aufzubauen."

Wird es eine durchgängige Spielphilosophie vom Nachwuchs bis zum A-Team geben?

"Ich bin ein großer Verfechter, dass wir durchgängig mehrere Systeme spielen können, mehrere taktische Varianten haben während des Spiels. Auch hier sind wir mittendrin in der Ausarbeitung."

Werden Sie bei den Spielen auf der Bank sitzen?

"Definitiv nicht. Das habe ich auch bei Rapid als Sportdirektor nie gemacht."



Warum nicht?

"Erstens sehe ich von oben besser. Außerdem hat Franco ein hochqualifiziertes Team hinter sich. Was ich mir schon vorstellen kann, ist, dass ich speziell in der Pause dem Trainerteam meine Eindrücke mitteile."



Aufstellung, Taktik sind Teamchefsache?

"Definitiv, ja."

War Franco Foda von den vorhandenen Trainern tatsächlich Ihr Wunschkandidat?

"Dazu wurde alles gesagt. Die drei, die übergeblieben sind - das habe ich dem Präsidium auch so gesagt - sind drei unterschiedliche Typen. Sie haben drei unterschiedliche Arten, wie sie eine Mannschaft führen, was sie in ihrer Karriere bisher gemacht haben. Alle drei hätte ich mir sehr gut vorstellen können. Was ich in den ersten Tagen hier in Marbella sehe, ist, dass Franco das wirklich hervorragend macht."

Mit Sturm Graz ist Foda aktuell sehr erfolgreich. Ist es der Plan, aus dem ÖFB-Team ein "besseres" Sturm zu formen?

"Ich würde es so formulieren: Francos variable Spielweise passt sehr gut zu den Plänen des ÖFB. Wir haben im Team die besten Spieler des Landes zur Verfügung, die allesamt das Talent und Können besitzen, seine Vorgaben auch entsprechend umzusetzen."

Wie sind Ihre ersten Eindrücke vom Trainingscamp?

"Die letzten Tage standen im Zeichen des Kennenlernens. Teamchef, Mannschaft, Sportdirektor. Bis jetzt bin ich richtig begeistert. Der Teamchef macht klare Ansagen, die Spieler ziehen voll mit."



Sie haben den Kader gemeinsam mit Teamchef Foda zusammengestellt. Gab es Reibungspunkte?

"Nicht wirklich. Es war nur bei den Verletzten wie Prödl die Frage, ob es sich ausgeht, wie es mit Schöpf ist, der noch nicht viel gespielt hat. Die Vorschläge kommen ausnahmslos vom Teamchef."

Dominik Wydra ist dabei. Mit ihm hat nicht jeder gerechnet.

"Ihn kenne ich schon lange. Ich habe ihn damals an seinem 18. Geburtstag in der 90. Minute das erste Mal in der Bundesliga eingewechselt. Er hat sich bei Erzgebirge Aue richtig gut präsentiert, war in der U21 Kapitän. Es ist die logische Konsequenz, dass er irgendwann auch bei uns dabei ist."

Sie haben grün-weißes Blut, Foda schwarzes. Wie passt die Mischung?

"Ich denke, dass wir uns in unserer Sicht über Fußball sehr ähnlich sind. Das sage ich nicht erst jetzt, das ist mir schon in den letzten Jahren aufgefallen. Da ist vieles ähnlich. Es ist kein Nachteil, wenn wir in die selbe Richtung denken."

Sie waren vor Kurzem noch Trainer, jetzt sind Sie Sportdirektor. Können Sie den Schalter so schnell umlegen?

"Ich habe immer wieder gewechselt. Es war ja von Haus aus so, dass ich beide Ausbildungen parallel gemacht habe, weil mich einfach beide Dinge immer interessiert haben. Die Aufgabe des ÖFB-Sportdirektors ist extrem reizvoll. Ich habe nicht lange überlegen müssen."

Schließen Sie aus, eines Tages wieder als Trainer zu arbeiten?

"Der ÖFB-Sportdirektor ist für mich schon als sehr langfristige Geschichte gedacht. Weil dieses große Aufgabengebiet nur so Sinn macht, das muss jemand über mehrere Jahre machen. Ich denke jetzt nicht daran, wieder als Trainer zu arbeiten."



Die 18 Jahre eines Willi Ruttensteiner können Sie sich vorstellen?


"Ich weiß nicht genau, wie es mit dem Pensionsalter aussieht (lacht). Es ist natürlich von beiden Seiten langfristig geplant und ich hoffe, dass es auch so wird."



Als ÖFB-Sportdirektor ist man natürlich auch für den Frauen-Fußball und den Nachwuchs zuständig. Hatten Sie schon Zeit, sich in diese Richtung Gedanken zu machen?

"Ich habe mit den Mitarbeitern meiner Abteilung schon Einzelgespräche geführt, wollte auch ihre Sicht der Dinge sehen. Wenn das Länderspiel vorbei ist, geht es intensiv um die anderen Themen. Es ist am Freitag schon die U21 ein Thema, wo ich dabei sein werde. Die Neustrukturierung im Trainer-Ausbildungsbereich steht ebenfalls an, Frauen-Fußball ist sowieso ein Thema. Da gibt es im November noch zwei Spiele. Breitenfußball war auch schon Thema. Den Bereich Talente-Förderung nicht zu vergessen. Ich freue mich, wenn ich richtig zum Arbeiten komme und intensiv in die Materie eintauchen kann."