Betroffen sind unter anderem die Country-Legenden Blaze Foley und Grammy-Gewinner Guy Clark. Auf Blaze Foleys Spotify-Profil erschien Mitte Juli überraschend die Single "Together", wie die Online-Plattform 404 aufdeckte. Das Cover zeigt einen jungen, blonden Sänger, der Foley nicht im Geringsten ähnelt, und das Stück klang eher nach generischer Countrypop-Ballade als nach dem rauen Outlaw-Sound des 1989 bei einem Streit mit dem Sohn eines Freundes erschossenen Musikers.
Craig McDonald von Lost Art Records, der Foleys Katalog verwaltet, nennt den KI-Track "minderwertig" und warnt vor Rufschädigung: "Jeder echte Foley-Fan erkennt sofort, dass das nicht Blaze ist".
Nur Tage später entdeckten Fans auch beim Countrysänger Guy Clark - gestorben 2016 - einen neuen Song namens "Happened To You". Beide Uploads wiesen den dubiosen Copyright-Eintrag "© 2025 Syntax Error" auf, vertrieben wurden sie laut Spotify jedoch über SoundOn, den TikTok-Distributor für Indie-Acts.
Nach der Anfrage von 404 Media entfernte Spotify die Titel wegen "Täuschungs-Inhalt", betonte aber zugleich, man habe "den Distributor verwarnt".
Der Fall reiht sich in eine Serie von KI-Kontroversen ein: Erst im Juni sammelte die komplett künstlich erzeugte Band The Velvet Sundown mehr als eine Million monatliche Hörer, bevor ihr "synthetisches Konzept" aufflog. Das explosive Wachstum der fiktiven Band kam hauptsächlich durch den Einsatz gekaufter Bot-Accounts zustande. Diese streamten die KI-produzierten Songs systematisch, um diese künstlich in die Charts zu befördern.
Und vergangenes Jahr mussten Streamingdienste ein Fake-Duett von Drake und The Weeknd löschen, das via KI geklont worden war.
Recht und Ethik: Posthume Deepfakes verletzen Persönlichkeits- und Urheberrechte der Künstler sowie das Vertrauen der Fans.
Plattform-Sicherheit: Dass fremde Inhalte ohne Freigabe direkt in verifizierte Kataloge gelangen, zeigt eklatante Lücken in Spotifys Prüfprozessen.
Folgen für lebende Musiker: Jeder Stream von KI-Imitationen schmälert die ohnehin geringen Erlöse echter Künstler und könnte den Wert ganzer Backkataloge untergraben.
Spotify steht damit unter Druck, Upload-Routinen zu verschärfen und KI-Musik klar zu kennzeichnen - sonst drohen weitere Rufschäden und mögliche Sammelklagen der Musik-Erben.