Braut unter Druck gesetzt

Standesbeamtin verhindert Heirat – Bräutigam im Häfen

Auf dem Standesamt Dietikon wurde eine Beamtin misstrauisch. Bei einem Gespräch mit einer Braut merkte sie, dass diese unter Druck gesetzt wird.
10.10.2025, 12:30
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Als im Jahr 2022 ein Paar vor sie trat, stutzte eine Standesbeamtin in Dietikon. Ihr fiel auf, dass die Braut so gar nicht glücklich wirkte. Die Beamtin reagierte geistesgegenwärtig und verlangte ein Einzelgespräch mit der Frau.

Unter vier Augen teilte die Braut ihr mit, dass sie die Heirat eigentlich nicht möchte und Angst vor dem Bräutigam habe. Die Beamtin zögerte daraufhin die Hochzeit hinaus und informierte die Polizei. Ein halbes Jahr später wurde der Mann festgenommen – wegen häuslicher Gewalt gegen seine künftige Ehefrau.

Finger gebrochen, dreimal abgetrieben

Im Gespräch mit der Standesbeamtin sagte die Braut, sie werde unter Druck gesetzt, schreibt die "NZZ". Eigentlich sei sie eine "neuzeitliche" Frau, die kein Kopftuch tragen wolle. Aber sie habe Angst vor dem Bräutigam. Er habe ihr auch schon einmal den Finger gebrochen.

Die Standesbeamtin spricht auch mit dem Bräutigam unter vier Augen. Dann noch einmal mit dem Paar gemeinsam. Sie entschloss sich, die Hochzeit zu verzögern. Am nächsten Tag informiert sie die Polizei über ihren Verdacht der Zwangsheirat. Doch da meldete sich auch schon der Bräutigam. Er sei nicht mehr an einer Heirat interessiert.

Verlassen hat die Frau den Mann trotzdem nicht. Der Staatsanwalt sagt später im Prozess, sie habe Todesangst gehabt, ihn zu verlassen. Während des Prozesses stellte sich auch heraus, dass sie während ihrer Beziehung mit ihm dreimal abgetrieben hat, weil sie keine Kinder mit ihm haben wollte.

Sechs Jahre Gefängnis

Heute sitzt der 43-Jährige mit französisch-kosovarischer Doppelbürgerschaft im Gefängnis. Nach seiner Festnahme wurde er angeklagt. Vergewaltigung, mehrfache Drohung, mehrfache Körperverletzung, ein Verkehrsdelikt und eine versuchte Zwangsheirat wurden ihm vorgeworfen, wie die "NZZ" berichtet.

Der Angeklagte beteuerte seine Unschuld, die Frau wolle sein Leben zerstören. Sie sei eifersüchtig, weil er mittlerweile eine neue Partnerin habe. Am Ende des Prozesses wurde er aber in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt und wird für zehn Jahre des Landes verwiesen. Zudem muss er seinem Opfer 15.000 Franken (circa 16.000 Euro) Genugtuung und 2.100 Franken (rund 2.251 Euro) Schadenersatz zahlen.

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