"Will keine Kinder"

Tamara (27) kämpft für eine Sterilisation

Gynäkologen versuchten, Tamara (27) umzustimmen. Sie könnte sich noch umentscheiden, hieß es. Doch für die Zürcherin ist klar: Sie will keine Kinder.
09.10.2025, 11:45
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Für Tamara (27) steht fest: Sie will keine Kinder. "Eigentlich weiß ich das, seit ich über Verhütung nachdenke", erzählt die Zürcherin gegenüber "20 Minuten". Schon lange beschäftigt sie deshalb der Gedanke an eine Sterilisation. Zwar verträgt sie die Pille gut, doch: "Ich sehe nicht ein, wieso ich über Jahre Hormone schlucken sollte, wenn ich weiß, dass ich nie schwanger werden möchte."

So klar der Entscheid für Tamara ist, so steinig zeigt er sich in der Umsetzung. Seit Jahren bringt sie das Thema bei ihren jährlichen gynäkologischen Kontrollen aufs Tapet. Immer wieder hört sie dieselben Sätze: "Vor 35 keine Chance." Dabei sind Sterilisationen in der Schweiz ab 18 Jahren erlaubt.

"Ich fühlte mich bevormundet"

"Ich wurde mit Sprüchen abgespeist wie 'Du bist doch noch so jung' oder 'Was, wenn du deine Meinung änderst?'. Ich fühlte mich bevormundet, denn ich weiß, dass das nicht geschehen wird", sagt sie.

Am meisten ärgert sie ein Satz, den sie mehrfach zu hören bekam: "Mit dem richtigen Partner kommt der Wunsch nach Kindern." Tamara, die seit Längerem einen Partner hat, versteht diese Logik nicht. Für sie ist der richtige Partner genau derjenige, der eben keinen Kinderwunsch teilt oder diesen bereits erfüllt hat.

Termin für OP-Besprechung

Kürzlich kam Bewegung in die Sache: Zwar habe ihre Ärztin bei der Jahreskontrolle zunächst ablehnend reagiert, den Fall dann aber an den Oberarzt verwiesen. "Als sie zurückkam, sagte sie, er sehe das etwas anders, und dass sie beim Chefarzt einen Termin machen könne, um die Operation zu besprechen."

Für Tamara ein Lichtblick: "Ich habe vor Freude geweint, weil es endlich einen Schritt weitergeht." Begleitet wird sie bei dem Termin im Oktober von ihrer Mutter, die sie von Anfang an unterstützt hat. "Das gibt mir ein gutes Gefühl", sagt die 27-Jährige. Auch ihre engsten Freundinnen stehen geschlossen hinter ihr.

Von entfernteren Verwandten hat sie sich hingegen anhören müssen, es sei "egoistisch", keine Kinder zu wollen. Tamara kontert: "Egoistisch wäre es doch eher, nur ein Kind zu bekommen, um in ein perfektes Bild zu passen – und dann womöglich keine gute Mutter zu sein, weil es einen nicht glücklich macht."

Reaktionen auf Social Media

Ihre Erfahrungen teilte Tamara auch auf Social Media. Die Reaktionen haben sie überrascht: "Im echten Leben wird man oft schräg angeschaut, wenn man sagt, dass man keine Kinder möchte. Online war es anders: Ich habe mehrheitlich positives Feedback erhalten."

Viele Frauen haben sie kontaktiert, um zu erfahren, bei welchem Arzt sie in Behandlung ist. Für Tamara zeigt das vor allem eines: wie groß der Bedarf an Austausch und ernsthafter Beratung in diesem Bereich ist. Wie die letzte Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2022 zeigt, sind 2,6 Prozent der Frauen zwischen 25 und 34 Jahren sterilisiert. Bei den Männern sind es in dieser Altersklasse 1,4 Prozent.

"Sterilisation muss als legitime Option sichtbar gemacht werden"

Tamara möchte anderen Frauen Mut machen: "Ihr seid nicht allein. Auch wenn es oft so wirkt, als ob niemand euren Wunsch versteht – es gibt viele, die genauso fühlen. Lasst euch nicht einreden, dass ihr es euch irgendwann ‹anders überlegen werdet›. Es ist euer Körper, euer Leben, eure Entscheidung."

Von der Medizin wünscht sich Tamara mehr Offenheit und weniger Bevormundung. Sterilisation müsse als legitime Option sichtbar gemacht werden – ohne Vorurteile, ohne moralische Belehrungen. "Was es braucht, sind Ärztinnen und Ärzte, die wertfrei beraten – und ein Gesundheitssystem, das Frauen auch dann ernst nimmt, wenn sie nicht der klassischen Vorstellung entsprechen."

Wieso es für junge Frauen so schwierig ist, Ärztinnen und Ärzte zu finden, die den Eingriff durchführen, erklärt Thomas Eggimann, Gynäkologe und Generalsekretär der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, in diesem Artikel.

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