Gerade erst von vermummten Verrückten bestiegen, erstrahlt der Südturm des Wiener Stephansdoms jetzt in völlig neuem Glanz: Diesen Sonntag wurde – endlich – das letzte Gerüstteil erfolgreich entfernt.
Ganze dreißig Jahre lang – seit 1995 – versperrten verschiedene Baustellen den Blick auf das 137-Meter-Wahrzeichen der Stadt – eine ganze Generation kannte den Wiener Steffl wohl nicht anders. Saurer Regen samt Schwefelverbindungen in der Luft verursachen Gipsaustritte am empfindlichen Sandstein, die den Dom über die Jahre hinweg schwarz verfärben.
Nun wurde der jahrhundertealte Stein erfolgreich gesäubert, repariert und instandgesetzt – in mühsamer Handarbeit und luftigen Höhen. "Der Südturm ist kein bloßes Bauwerk", erklärte Dombaumeister Wolfgang Zehetner stolz der "Kronen Zeitung". Er sei ein gewachsenes Kunstwerk. "Jede Linie, jede Figur, jede Fiale ist durchdacht. Zugleich ist er verletzlich – das Eisen rostet, Wasser dringt ein und sprengt den Stein", so Zehetner.
Doch die langwierige Arbeit hat sich sichtlich gelohnt, wie ein "Heute"-Lokalaugenschein am Wiener Stephansplatz jetzt zeigt. Da kann sich Wiens neuer Erzbischof Josef Grünwidl (62), der Kardinal Christoph Schönborn (80) nachfolgt, nach seinem offiziellen Amtsantritt gleich doppelt freuen – "sein" Steffl war wohl lange nicht mehr so schön.