Ukraine
"Sterben wir?" – so zitterte Abramowitsch um sein Leben
Oligarch Roman Abramowitsch soll vergiftet worden sein. Nun kommen neue Details zu dem angeblichen Anschlag auf ans Licht. Er fürchtete um sein Leben.
Viele Fragen sind noch offen nach den mysteriösen Vergiftungs-Symptomen von Oligarch Roman Abramowitsch und zwei Mitgliedern der ukrainischen Friedensdelegation. Das "Wall Street Journal" und die Investigativ-Plattform "Bellingcat"berichtete vor kurzem über einen Gift-Anschlag auf den Superreichen sowie zwei Ukrainer während der Friedensverhandlungen in Kiew - und mögliche Drahtzieher im Kreml.
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Doch jetzt legt "Bellingcat"-Chef Christo Grozev in der mutmaßlichen Gift-Affäre im russischen Youtube-Kanal "Popular Politics" nach. So berichtete die "Sun" am Dienstag, in Berufung auf Grozev, dass es sich bei der Substanz, mit der Intimus von Kreml-Chef Wladimir Putin vergiftet worden sein soll, um den chemischen Kampfstoff Chloropicrin handeln soll.
Purin-Freund könnte mit Gift aus Weltkrieg vergiftet worden sein
Die toxische Substanz wurde während des Ersten Weltkrieges als chemischer Kampfstoff für Giftgas-Attacken eingesetzt.
"Alle Experten sind sich sicher, dass das kein Zufall, keine Lebensmittelvergiftung, keine Allergie, gewesen sein kann", erklärt der russische Aufdeckerjournalist in dem Youtube-Channel. "Sie waren sich auch alle einig, dass der einzige Weg, die Substanz nachzuweisen, darin bestand, diese Menschen in ein Labor zu bringen oder ihre Blutprobe an ein Labor zu schicken, das Mittel zum Nachweis von chemischen Kriegswaffen hat."
Grozeb bringt auch Nawalny-Gift ins Spiel
Schließlich wurde Grozev gefragt: "Auf welchen Kampfstoff waren sie sich alle einig?" Grozev antwortete: „Chlorpicrin – das ist der Wirkstoff, der fast alle dieser Symptome verursacht. "Der einzige Nachteil dieser Hypothese ist, dass Chlorpicrin normalerweise einen ziemlich starken Geruch abgibt, was bedeutet, dass es ziemlich schwierig ist, es unbemerkt zu verabreichen."
"Aber dann sagte einer der Spezialisten, dass es Entwicklungen dieses Mittels gibt – ohne Geruch", wird Grozev von der "Sun" zitiert.
Laut dem Russen könnte jedoch auch ein weitaus berüchtigterer Kampfstoff für Abramowitschs Beschwerden verantwortlich sein. "Im Mittelpunkt anderer Theorien steht sogar eine niedrige Dosis von Nowitschok, was laut einem wirklich sachkundigen Experten zu diesen Symptomen geführt haben könnte", so Grozev
So reagierte Abramowitsch nach den Symptomen
Bei Nowitschok handelt es sich um das hochtoxische Serum, das den ehemaligen russischen Geheimagenten Sergej Skripal und seiner Tochter Julija im März 2018 sowie Putin-Gegner Alexej Nawalny im August 2020 fast das Leben gekostet hätte.
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Laut "Bellingcat" tranken die drei Männer an dem besagten Abend in Kiew am 3. März alle nur Wasser und aßen Schokolade. Die Verhandlungen gingen bis 22 Uhr. Daraufhin seien bei den Männern die Symptome aufgetreten, darunter Sehstörungen und Hautschuppen, heißt es in dem Bericht. Abramowitsch soll sogar für kurze Zeit erblindet sein.
Besorgt wendeten sich die drei Verhandler in Folge dessen laut New York Times an Grozev, der bereits den Fall rund um Nawalny enthüllt hatte. "Sterben wir?", soll Abramowitsch in Angst um sein Leben gemäß Bericht des US-Mediums gefragt haben.
Dementis, Bestätigungen: Verwirrspiel um Hintergründe
Während der ukrainische Chef-Verhandler die Darstellung rund um ein Gift-Attentat auf den Putin-Intimus und die Ukrainer dementiert und US-Geheimdienste Grozevs Bericht anzweifeln, bestätigte der Agentur AFP eine mit den Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau vertraute Quelle die Informationen. Ein Vertrauter Abramowitsch bestätigte gegenüber dem "Wall Street Journal" den Vorfall äußerte sich jedoch nicht weiter dazu. Der Kreml dementierte erwartungsgemäß ebenfalls eine Vergiftung Abramowitschs.
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Noch mehr Verwirrung stiftete dann der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Dienstag, als er Teilnehmern der Verhandlungen riet "währenddessen nichts zu trinken oder zu essen und, wenn es geht, nichts anzufassen".
Die Quellen des "Wall Street Journal" und von "Bellingcat" verdächtigen der Zeitung zufolge Hardliner in Moskau, hinter dem Vorfall zu stehen. Diese wollten demnach die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine für ein Ende des Ukraine-Kriegs sabotieren.