Der Lockdown für Ungeimpfte und somit die 2G-Regel im Handel gilt eigentlich schon seit Mitte November, wirklich konsequent kontrolliert wird das aber erst seit Dienstag. Anstatt stichprobenartig durch die Gesundheitsbehörden, müssen nun die Mitarbeiter den Impf- oder Genesungsnachweis bei jedem Kunden spätestens an der Kassa überprüfen. Wer keinen hat, dem darf nichts verkauft werden.
Dieser plötzliche heftige Einschnitt in die (bisher genauso illegale) Shopping-Touren führt zu immensen Spannungen, die immer häufiger in Beschimpfungen und Attacken durch Kunden eskalieren. Weil die Regierung nun die Angestellten an die vorderste Kontrollfront gestellt hat, werden diese immer häufiger zur Zielscheibe der wütenden Lockdown-Brecher.
"Vor allem männliche Kunden gehen verbal aggressiv auf Angestellte los. Diese haben teilweise Angst, in die Arbeit zu gehen", berichtet Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA am Dienstag. Ihre klare Ansage an die Wutbürger: "Lassen Sie die Beschäftigten in Ruhe, sie können nichts für Ihre Situation!"
Auch der Handelsverband kennt die Probleme und berichtet von Kunden, die sogar Verkäufer bedrohen. Besonders schlimm sei es in den Baumärkten.
Bei einem Lokalaugenschein der "Kronen Zeitung" in einem Heimwerkergeschäft in Wien-Favoriten zeigt sich, dass immer noch genug Kunden ohne 2G-Nachweis aufschlagen. Diese müssen dann von der Security weggewiesen werden.
"Es kommen schon einige ohne Nachweis. Manche legen dann Gesetzestexte vor, die beweisen sollen, dass ich sie reinlassen muss", schildert der Mitarbeiter. Andere wiederum würden herumschreien und mit der Polizei drohen.
Der Großteil der Kunden nehme die Regel an, es habe aber auch bereits verbale Angriffe gegeben, berichtet auch Morawa-Betriebsratsvorsitzender Martin Müllauer über die Situation den den eigenen Buchhandlungen: "Manche Kollegen bekommen das stark ab. Sie werden so behandelt, als hätten sie die Kontrollen verordnet."
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Körperliche Eskalation gab es in den eigenen Geschäften noch keine, "Aber die Stimmung kippt immer mehr. Und zwar spürbar", schildert Müllauer. Eine sehr belastende Situation für die Angestellten: "Unsere Mitarbeiter, zu 70 Prozent Frauen, müssen sich täglich der Gefahr aussetzen, verletzt zu werden."