Wirtschaft

Impf-Kontrollen an Kassa – Kunden werden immer brutaler

Die Gewerkschaft schlägt Alarm. Immer mehr Handelsangestellte berichten von Ausschreitungen und Gewaltandrohungen bei 2G-Kontrollen.

Leo Stempfl
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Handelsangestellte müssen zu oft mit Impf-Verweigerern diskutieren, bekommen Drohschreiben und werden gar körperlich attackiert.
Handelsangestellte müssen zu oft mit Impf-Verweigerern diskutieren, bekommen Drohschreiben und werden gar körperlich attackiert.
Alexandra Diry

Seit 16. November besteht der Lockdown für Ungeimpfte und somit eine 2G-Pflicht im Handel. Kontrolliert wurde das bisher aber nur stichprobenartig von Polizei und Gesundheitsbehörden. Angesichts der Omikron-Welle schärfte man nun nach: Seit Dienstag müssen Angestellte vorzugsweise beim Betreten, spätestens beim Bezahlen den 2G-Nachweis ihrer Kunden verlangen – andernfalls machen sie sich selbst strafbar.

Jetzt keinerlei Möglichkeit mehr zu haben, auf Shopping-Tour zu gehen, sorgt bei vielen für Unmut. Die Impfung stellt für gute 15 bis 20 Prozent der Österreicher trotzdem keine Option dar. So versuchen einige, entweder mit gefälschten oder komplett ohne Impfnachweis einkaufen zu gehen.

Angst, zur Arbeit zu gehen

Machen die Angestellten sie dann auf die bestehende 2G-Pflicht aufmerksam, führt das offenbar nicht selten zur Eskalation. "Uns wird aus dem Handel vermehrt von verbalen Ausschreitungen und Gewaltandrohungen bei der 2G-Kontrolle berichtet. Angestellte werden von Kunden beschimpft und haben teilweise Angst, in die Arbeit zu gehen", berichtet Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA.

Man appelliert deswegen an die Kunden, Handelsangestellte mit Respekt zu behandeln. "Unabhängig von der Einstellung zu 2G im Handel muss doch allen klar sein, dass sich die Handelsangestellten diese Situation nicht ausgesucht haben", so Teiber.

Baumärkte

Als besonders dramatisch stelle sich die Situation in Baumärkten dar. Von dort würde die Gewerkschaft besonders viele Rückmeldungen bekommen, "dass vor allem männliche Kunden verbal aggressiv auf die Angestellten losgehen". Diesen Kunden möchte man ausrichten: "Lassen Sie die Beschäftigten in Ruhe, sie können nichts für Ihre Situation!"

Auch die Arbeitgeber müssten aber hinter den Beschäftigten stehen. "Wir wissen beispielsweise von Einkaufszentren, die Securitys mit der 2G-Überprüfung beauftragt haben. Es wird für unterschiedliche Geschäfte unterschiedliche Modelle brauchen, hier ist Kreativität gefragt."

Fest stehe laut Teiber: "Es darf keinesfalls zu körperlicher Gewalt kommen. Die 2G-Kontrollen dürfen nicht zum Sicherheitsrisiko für Handelsangestellte werden. Lieber einmal zu oft die Polizei rufen, als einmal zu selten!"

    Zutritt nur mit 2G-Nachweis
    Zutritt nur mit 2G-Nachweis
    Sabine Hertel

    Aktion Scharf

    Bei jener Polizei läuft seit Dienstag sogar eine "Aktion Scharf" im Handel. Innenminister Gerhard Karner kündigte an, den Kontrolldruck weiter zu erhöhen. Diese Aktion gegen Impf-Verweigerer sei laut dem Ressort-Chef aber auch als "Aktion Fairness" für den überwiegenden Teil der Bevölkerung zu sehen, die die Regeln seit jeher widerstandslos mittragen.

    Die Bereitschaftseinheiten sowie zusätzliche Tages- und Nachtstreifen werden in allen Bezirken mobilisiert und nun ausschließlich Corona-Kontrollen durchführen. Auch die Beamten der Polizeiinspektionen sollen im Zuge ihres Streifendienstes ALLE Betriebe auf ihrem Weg kontrollieren, sagte der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit Franz Ruf.

    Besonders im Handel will man also fortan Lockdown-Brecher stellen. Dazu sollen auch Polizisten in Zivil in den Geschäften die Zutrittsregeln und deren Durchsetzung durch die Mitarbeiter bzw. Inhaber kontrollieren. Gleichzeitig setzt man auf Aufklärung für die Unternehmen. Die Angestellten sollen in einem Tandem mit der Polizei lernen, die Echtheit eines 2G-Nachweises zu verifizieren und den Umgang mit möglichen renitenten Kunden lernen.

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