Früher reichte Jakobs (43) Gehalt als Fach-Assistent in einem Spital für ein gutes Leben. Dann kam Corona, die Teuerung zog an – das Geld für den Familienvater wurde immer knapper. "Wegen einer Handoperation verlor ich vor einem Jahr meine Arbeit und landete beim AMS", erzählt der gebürtige Serbe aus der Leopoldstadt in "Heute".
Der 43-Jährige, der vor 25 Jahren mit nichts nach Österreich gekommen war, hatte sich stetig hinaufgekämpft. Unverschuldet traf es ihn jetzt aber härter, als je zuvor. "Ich dachte schon, dass es das jetzt war", schildert er pure Verzweiflung. Doch Jakob holte sich Hilfe, wurde am Montag bei der Individuellen Spontanhilfe beim Österreichischen Roten Kreuzes vorstellig.
"Statt 1.900 Euro hatte ich plötzlich nur noch 1.100 Euro", das Geld fehlte an allen Ecken und Enden. "Genau dann traf mich eine unerwartete Energienachforderung von insgesamt 4.000 Euro, Strom- und Gaspreis schnellten nach oben", schildert der Wiener seine Lage, die ihn auch seelisch quälte. "Ich war ein Jahr lang wie gelähmt, konnte tagelang nicht aufstehen, die Schulden wurden mehr."
Verzicht wurde zur Pflicht, ständige Geldsorgen ließen die Gedanken kreisen – ein Teufelskreis. "Ich lebe von einer Wurstsemmel pro Tag", gesteht Jakob. An einen Restaurantbesuch war jahrelang "gar nicht zu denken". Freundschaften und Familienleben litten. Allein der Glaube half ihm durch die schwere Zeit.
Und der Berater, der für Jakob Anträge stellen und Hilfstöpfe aktivieren konnte, die seine Nachzahlung nun übernehmen. ("Eine extreme Erleichterung"). Der wertvollste Tipp vom Hilfsstellen-Leiter Imre Siska? "Seine Stromrechnungen richtig lesen zu können" – das werde immer wichtiger: "Wie hoch ist mein Verbrauch? Basiert die Berechnung auf Schätzungen oder am tatsächlichen Zählerstand? Wie kann ich effektiv Strom sparen?"
Das Problem der Armut in Österreich ist auch an den EU-SILC-Daten ersichtlich, die am Dienstag von der Statistik Austria veröffentlicht wurden. In diesem Datensatz werden alle relevanten statistischen Informationen rund um Armut, Einkommen und soziale Lebensbedingungen festgehalten. Aus den erhobenen Daten für Österreich geht hervor, dass mehr als 1,53 Millionen Menschen (17 % der Bevölkerung) armutsgefährdet sind. 336.000 Menschen leben in absoluter Armut (3,7 % der Bevölkerung). Hohe Energiekosten sind als Teil der Haushaltskosten ein wesentlicher Faktor, der zu der hohen Zahl der Menschen beiträgt, die von Armut betroffen sind.
Betroffene wie Jakob seien typische Kandidaten für die Stromspende, die in den Startlöchern steht. Die Aktion vom Roten Kreuz, Lidl und "Robin Powerhood" wird überschüssige Energie aus Unternehmen freiwillig und kostenlos an Menschen in Not weitergegeben. Ab Dienstag können sich Firmen oder Privathaushalte als Spender melden unter wir.roteskreuz.at/stromspenden.