Der 2:1-Triumph im Grazer Derby hätte eigentlich für Erleichterung sorgen können, doch Sturm-Trainer Jürgen Säumel, der nach der jüngsten Ergebniskrise massiv unter Druck stand und dessen Vertrag mit Saisonende ausläuft, wählte bewusst den entgegengesetzten Weg.
Nach dem hart erkämpften Erfolg, der durch die Tore von Jeyland Mitchell (7.) und Maurice Malone (66.) erreicht wurde, stellte er bei "Sky" nicht den sportlichen Moment, sondern strukturelle Probleme in den Mittelpunkt: "Es passt vieles nicht im Verein. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, das hat viel mit Vertrauen zu tun."
Jenen Zusammenhalt, der Sturm zuletzt ausgezeichnet habe, habe er "so nicht mehr wahrgenommen.” Es brauche ehrliche Gespräche: „Der Sieg darf uns nicht blenden. Wir müssen Dinge klar ansprechen, denn so ist das nicht gut für den Verein." Dabei rückte er seine Person in den Hintergrund: "Ich möchte noch einmal betonen, dass es hier nicht um mich geht, sondern um den Verein. Ich werde auf jeden Fall das Gespräch mit dem Präsidenten Christian Jauk suchen."
Im Zentrum seiner Kritik stand Sportchef Michael Parensen. Er kritisierte die Transferpolitik des Deutschen: "Wir haben einen Kader mit Baustellen, insbesondere in seiner Aufteilung. Dass wir Probleme bekommen würden, war absehbar." Zudem warnte Säumel davor, die hohen Erwartungen mit der Realität zu verwechseln: "Entwicklung braucht Zeit. Es wird nicht möglich sein, in drei Wettbewerben zu bestehen und gleichzeitig Spieler zu entwickeln." Seine Aussagen wirkten wie ein bewusst gesetztes Signal – auch mit Blick auf seine eigene Zukunft.
Wie es nach Säumels Brandrede weitergeht, bleibt offen. Sportlich geht es jedenfalls am Donnerstag um 18.45 Uhr mit dem Spiel gegen Marko Arnautovic und Roter Stern Belgrad in der Europa League weiter. Anschließend spielt man am kommenden Sonntag um 17.00 Uhr bei der Wiener Austria – dem letzten Spiel vor der Winterpause.