Einbrüche, Überfälle und zuletzt eine heftige Explosion in einem Wohnpark – und das alles in nur wenigen Wochen. In Wien-Liesing nimmt die Kriminalität immer stärker zu, die Sicherheitslage ist angespannt. "Heute" sprach mit Patrick Gasselich (ÖVP), dem stellvertretenden Bezirksvorsteher im Bezirk, über die aktuellen Entwicklungen.
"Ich bin in die Politik gegangen, um die Zukunft zu gestalten. Aber jetzt versuchen wir, die Sicherheitslage der Vergangenheit zurückzuholen. Das ist irgendwie absurd", sagt Gasselich im Interview. Früher sei der Bezirk eine "Insel der Seligen" gewesen, doch das sei nicht mehr der Fall. "Das ist aber ein wienweites Phänomen", ergänzt der VP-Politiker.
Die jüngsten Vorfälle haben bei der Bevölkerung ihre Spuren hinterlassen, der Andrang auf Sicherheitsalarme hat stark zugenommen, erklärt er. Alleine bei der ÖVP Liesing wurden über 100 Termine ausgemacht oder sind in Planung. "Die Menschen sagen alle das gleiche – dass sie sich nicht wohlfühlen und öffentliche Plätze am Abend meiden. Eine solche Situation ist einfach nicht hinnehmbar."
Alleine im sonst so idyllischen Bezirksteil Mauer habe es in wenigen Tagen fast 20 Einbrüche hintereinander gegeben. "Wenn regelrecht jugendliche Talahon-Banden jetzt schon durch Mauer ziehen, dann ist die Situation bei uns schon echt extrem angespannt", ärgert sich der Politiker. In der Jugendsprache sind "Talahons" Gruppen von jungen, meist kriminellen Migranten mit Bauchtaschen, die sich an öffentlichen Plätzen aufhalten. Gerade in sozialen Medien ist dieser Begriff im Trend.
Laut Gasselich ist Liesing einer der am schnellsten wachsenden Bezirke. "Jeder freie Fleck wird zubetoniert, aber gleichzeitig kann die Infrastruktur nicht mitwachsen und das führt zu neuen Problemen." Der VP-Mann ortet weiters ein "absolutes Integrationsversagen in dieser Stadt, für das die SPÖ verantwortlich ist".
Was kann man dagegen tun? Die ÖVP fordert Videoüberwachung für Unsicherheits-Hotspots als Präventivmaßnahme und die Senkung des Strafmündigkeitsalters. "Ich glaube auch, dass sich im Bereich der Sozialhilfe unbedingt etwas ändern muss. Wien ist ein Paradies für Sozialhilfeempfänger. Die Mindestsicherung soll zu einem Sprungbrett in den Arbeitsmarkt werden. Das sind die Vorgaben und die Stadt Wien setzt diese aber nicht", stellt der Politiker fest.
Die Türkisen werden bei der vorgezogenen Wien-Wahl stark auf das Thema Mindestsicherung setzen. Dass die Wahl schon am 27. April stattfindet, ist für Gasselich unverständlich. "Politiker sind dazu da, um zu arbeiten, so lange wie sie gewählt wurden. Wenn ich bis 19 Uhr in der Arbeit sein muss, kann ich nicht um 17 Uhr nach Hause gehen."
„Wenn ich bis 19 Uhr in der Arbeit sein muss, kann ich nicht um 17 Uhr nach Hause gehen."“Patrick Gasselich (ÖVP)kritisiert die SPÖ und NEOS für die vorgezogene Wien-Wahl
Bürgermeister Ludwig wolle sich als "demokratiepolitischen Felsen" inszenieren, in Wirklichkeit seien SPÖ und NEOS "demokratiepolitische Fähnchen – und nicht mehr". Für die Wahl selbst erwartet sich der Liesinger VP-Obmann kein konkretes Ergebnis, vielmehr solle das Vertrauen zurückgewonnen werden. Wenn mathematisch möglich, wolle man mit der Ludwig-SPÖ in eine Koalition, "aber nicht um jeden Preis. Die Inhalte müssen stimmen".