Ukraine

Tausende russische Soldaten sitzen in der Falle

Russland meldet den kompletten Rückzug aus Cherson an. Alle Soldaten seien auf das östliche Flussufer des Dnipro verlegt worden.

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Blick den Dnipro hinab auf Cherson und die Antoniwkabrücke (Archivbild 2006)
Blick den Dnipro hinab auf Cherson und die Antoniwkabrücke (Archivbild 2006)
Wikimedia Uaquantum, gemeinfrei

Während des Rückzugs aus der Region Cherson soll die russische Armee unter schweren Artilleriebeschuss geraten sein. Das russische Verteidigungsministerium hatte bekanntgegeben, russische Einheiten in Cherson zögen sich "zu vorbereiteten Positionen am linken Ufer des Dnipro-Flusses" zurück.

Rückzug am Mittwoch angekündigt

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte am Mittwoch den Rückzug aus der strategisch wichtigen südukrainischen Stadt Cherson und Teilen der gleichnamigen Region angeordnet. Die russischen Truppen sollen sich demnach ans südöstliche Ufer des Dnipro zurückziehen.

Selenski reagierte misstrauisch auf die Ankündigung. "Der Feind macht uns keine Geschenke, macht keine Gesten des guten Willens", warnte er. Daher gehe die ukrainische Armee "sehr vorsichtig, ohne Emotionen, ohne unnötiges Risiko" vor. Selenski bekräftigte das Ziel der Ukraine, "unser gesamtes Land zu befreien und die Verluste so niedrig wie möglich zu halten".

Seit Donnerstag flohen Tausende russische Soldaten aus Cherson – dabei machten sie einen entscheidenden Fehler, sagte der ehemalige US-amerikanische Generalleutnant Mark Hertling bei Twitter. "Sie haben 40.000 Soldaten über den Fluss Dnipro nach Cherson gebracht. Dadurch wurden die Truppen voneinander abgeschnitten, ohne die Möglichkeit für Nachschub."

Antoniwka-Brücke gesprengt

Weil die Ukrainer die dafür benötigten Brücken gesprengt hätten, seien die russischen Truppen nun auf der Westseite des Flusses von den Ukrainern umzingelt. "10.000 bis 25.000 russische Soldaten – oder sogar noch mehr – sitzen in einer Falle ohne Ausweg." Videos, die auf Twitter kursieren, zeigen unter anderem die gesprengte Antoniwka-Brücke. Wer die Brücke gesprengt hat, ist jedoch noch nicht endgültig geklärt, Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig.

In sozialen Netzwerken war ein zunächst nicht überprüfbares Video zu sehen, das eine Aufnahme von einer schweren Explosion zeigen soll. Die massiven Schäden an wichtigen Brücken hatten dazu geführt, dass Moskau keine militärische Ausrüstung und Lebensmittel mehr in die russisch besetzen Gebiete westlich des Flusses transportieren konnte.

Im Zuge dessen hatte Russland am Mittwoch seinen Rückzug von der Uferseite, wo auch die Hauptstadt Cherson liegt, angekündigt. Der größere Teil des Gebiets Cherson auf der anderen Uferseite ist weiter unter russischer Kontrolle.

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben seinen Rückzug vom Westufer des Dnipro in der umkämpften ukrainischen Region Cherson am Freitag abgeschlossen. Seit fünf Uhr Ortszeit stünden keine russischen Einheiten mehr auf der Westseite des Flusses, teilte das Verteidigungsministerium nach Angaben staatlicher Nachrichtenagenturen mit. Zu den verlassenen Gebieten gehöre auch die Gebietshauptstadt Cherson.

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    Cherson liegt am westlichen Dnipro-Ufer nur wenige Kilometer flussaufwärts von dessen Mündungsdelta ins Schwarze Meer.
    Cherson liegt am westlichen Dnipro-Ufer nur wenige Kilometer flussaufwärts von dessen Mündungsdelta ins Schwarze Meer.
    Screenshot Google Maps