Sport

Teamchef Foda: "Angst ist ein schlechter Ratgeber"

Zu Gast beim Teamchef! Franco Foda nahm sich für "Heute" Zeit und sprach über Angst, Geld – und Marcel Hirscher.

Heute Redaktion
Teilen
ÖFB-Teamchef Franco Foda: "Die neue Aufgabe macht extrem viel Spaß."
ÖFB-Teamchef Franco Foda: "Die neue Aufgabe macht extrem viel Spaß."
Bild: GEPA-pictures.com

München, London, Salzburg – ÖFB-Teamchef Franco Foda ist viel auf Reisen. Heute ist der 51-jährige Deutsche in Wien und gibt den Kader für die Testspiele gegen Slowenien (23. März) und Luxemburg (27. März) bekannt. Für "Heute" nahm sich Foda vorab für ein ausführliches Gespräch Zeit.

"Heute": Herr Foda, nach dem Wechsel vom Klubtrainer zum Teamchef: Fehlt Ihnen die tägliche Arbeit am Fußballplatz?

Franco Foda: "Wenn ich ehrlich bin, ja. Wenn du elf Jahre lang Tag für Tag am Platz warst, Adrenalin bei den Spielen hattest, dann fehlt dir das zu Beginn. Aber die neue Aufgabe macht auch extrem viel Spaß. Ich bin extrem viel unterwegs, ständig am Koffer Ein- und Auspacken. Meine Frau hilft mir dabei sehr."

Österreichs Kicker spielen in den größten Ligen Europas. Welche ist die stärkste für Sie?

"Spanien, England und Deutschland mit seinem riesigen Fan-Interesse sind die Top-Ligen. Italien sehe ich dahinter. Auch wenn jetzt in der Champions League Juventus gegen Tottenham weitergekommen ist. Aber da sieht man, wie der Fußball funktioniert, was Psychologie auch bei den Besten ausmacht. Tottenham spielt 60 Minuten überragend, kann höher führen – und gibt die Partie noch aus der Hand. Ein Gegentor kann alles verändern."

Was machte Tottenham falsch?

"Sie haben nach dem Gegentor nicht mehr den Plan verfolgt, den sie hatten, haben sich zurückgezogen, waren nervös, haben nicht mehr gepresst. Ich sage immer: Der schlechteste Ratgeber im Fußball ist die Angst. Egal, was im Spiel passiert, man muss am eigenen Plan festhalten. Denn im Fußball gehören Gegentore und Situationen, die du nicht beeinflussen kannst, dazu. Auch wenn du 2:0 führst, müssen die Spieler hochkonzentriert bleiben. Du darfst nie überheblich werden."

Zurück zu den Ligen: Wie gut ist die heimische Bundesliga?

"Das Problem ist, dass man die Liga immer mit dem Ausland vergleichen will. Das ist aber schwer möglich, schon allein wegen der Infrastruktur und dem Zuschauerinteresse. In England und Deutschland ist die Atmosphäre anders, das alleine beeinflusst ja schon das Spiel – auch wenn du im Fernsehen zuschaust. Wir sind in punkto TV-Geld nicht meilenweit, sondern Lichtjahre von den Top-Ligen entfernt. Aber ein Vergleich ist nicht fair. Mit den vorhandenen Mitteln haben wir eine sehr gute Liga, das zeigt auch Salzburg international. Wichtig ist, dass in die Infrastruktur investiert wird, dass man den Familien mehr bietet. Da ist viel Verbesserungspotenzial."

Salzburg steuert dem nächsten Titel entgegen, Rapid und Austria sind abgeschlagen. Machen es sich die Wiener Klubs zu leicht, wenn sie immer das Argument "Geld" bringen?

"Es stimmt schon, am Ende des Tages sind die Klubs vorne, die das meiste Geld haben. Schauen Sie nur ins Viertelfinale der Champions League. Wenn es in die absolute Spitze geht, sind dort die Vereine, die am meisten investieren. Dort sind die besten Spieler, es ist einfach so. Auf einem gewissen Niveau ist aber nicht entscheidend, wie viel Geld du hast, sondern wie du es anlegst. Mit den vorhandenen Mitteln muss man jedes Jahr versuchen, den Abstand zu verringern. "

Sturm-Coach Heiko Vogel hätte gerne 20 Marcel Hirschers. Wie viele Hirschers sehen Sie im ÖFB-Team?

"Hirscher ist ein Typ, ein Kämpfer. Man sieht den Erfolg, aber nicht, was dahintersteckt. Es ist jedoch schwer vergleichbar. Hirscher ist Einzelsportler, Fußball ein Teamsport. Für mich ist wichtig, dass jeder für den anderen da ist, dass die Spieler für den anderen Opfer bringen. Team vor Ego. Es muss jedem bewusst sein, welch Strahlkraft das Nationalteam in Österreich hat. Es ist das Höchste im Land. Entsprechend müssen wir immer alles abrufen, egal, gegen wen es geht."

Sie sind der Teamchef, Sie entscheiden. Wie viel Mitspracherecht hat ein Spieler bei Ihnen?

"Generell bin ich sehr kommunikativ, höre mir alles an. Wenn mal einer eine bessere Idee hat als ich und ich davon überzeugt bin, lasse ich das vielleicht einfließen. Aber in Bezug auf Aufstellung kann auf der ganzen Welt immer nur der Trainer entscheiden."