Mit seinem langen Bart erinnert der Verdächtige an asiatische Martial-Arts-Kämpfer – doch der zaundürre Obdachlose hat mit heldenhaften Athleten nichts am Hut. Laut Staatsanwältin ist er ein "verschrobener und zurückgezogener" Kranker, der unter Verfolgungswahn leidet. Am 2. April 2025 attackierte der Wiener einen ÖBB-Security am Bahnhof Floridsdorf in Wien mit einem Springmesser, stach dem Mann angeblich vier Mal in Gesicht und Hals.
Nicht der erste Angriff, führte die Staatsanwältin beim Prozess am Montag (19.8.) aus. Im Jahr 2021 hatte der 45-Jährige bereits eine Vorstrafe wegen schwerer Körperverletzung ausgefasst, weil er auf seine eigene Mutter in Wien-Alsergrund losgegangen war. Ein Waffenverbot wurde verhängt, an das er sich offensichtlich nicht gehalten hatte.
Michael M. soll laut Gutachter an einer unbehandelten schizophrenen Psychose leiden – er gilt als schuldunfähig – im Prozess ging es nun um eine Einweisung in ein therapeutisches Zentrum. "Wenn er unbehandelt bleibt, ist er eine tickende Zeitbombe", führte die Staatsanwältin aus. Diese "Zeitbombe" explodierte am 2. April um 0.30 Uhr am Bahnhof Floridsdorf – ein bekannter Obdachlosen-Hotspot. Laut Polizei soll der Security Michael M. in einem abgestellten Zug entdeckt haben. Der Mitarbeiter weckte den 45-Jährigen, forderte ihn auf, zu gehen. Am Vorplatz des Bahnhofs Floridsdorf soll es dann zu der Bluttat gekommen sein – auch weil der Security dem Obdachlosen keine Zigarette geben konnte.
"Ich hab' aus einem Reflex zum Messer gegriffen, es war in der Jacke", erzählte der Betroffene. Vier Mal soll er dem Opfer mit dem 8,5 cm langen Springmesser in Kopf und Hals gestochen haben. Das Opfer trug eine Z-förmige Wunde an der Wange davon. "Es war Notwehr", so der 45-Jährige. Er habe sich von seinem Vater verfolgt gefühlt, dieser habe den Security beauftragt ihn zu schlagen, so die Version des Betroffenen – die jedoch nur in seinem Kopf existieren dürfte.
Auf einem Video war zu sehen, wie der 45-Jährige das blutende Opfer nach den Messerstichen noch wüst beschimpft hatte. Ein Taxifahrer stoppte den Tobenden und rief die Polizei. Michael M. wurde festgenommen, das blutverschmierte Messer in der Jacke .
"Auf's Herz hab’ ich nicht gestochen", verteidigte sich Michael M. Laut Sachverständigem ist er gefährlich, es drohe die Gefahr von weiteren schweren Straftaten sollte der Mann nicht behandelt werden. Die Geschworenen waren sich einig: Der kranke Wiener wird in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen – rechtskräftig!