Haustiere

Schmuggel und Qual – Tierschützer kritisieren Behörden

Obwohl es immer wieder zu Vorfällen kommt, schafft es die zuständige Behörde offenbar nicht, einer bekannten Hundeschmugglerin das Handwerk zu legen.

Christine Kaltenecker
Einer bereits bekannten Hundeschmugglerin wird einfach nicht das Handwerk gelegt.
Einer bereits bekannten Hundeschmugglerin wird einfach nicht das Handwerk gelegt.
©Tierschutz Austria

Knapp über einen Monat ist es her, dass vier Hunde auf einem Parkplatz eines Einkaufszentrums beschlagnahmt wurden und ins Tierschutzhaus Vösendorf kamen. Am Dreikönigstag 2023 war es erneut so weit. Eine bei den Polizeibehörden bereits bekannte bzw. berüchtigte Hundehändlerin versuchte erneut, auf einem Parkplatz in der Nähe des Tierschutzhauses, Tiere an ZwischenhändlerInnen zu verkaufen. Die Androhung der Einschaltung der Exekutive durch den Verein "Hunde-Such-Hilfe-Österreich" führte zur Rettung der Hunde und zur Aufnahme bei Tierschutz Austria.

Konkret handelte es sich um einen erwachsenen Chihuahua-Mix, einen erwachsenen Malteser und sieben Welpen, darunter Chihuahua, Havaneser und Mischlinge aus den beiden Rassen. Tierheimleiter Stephan Scheidl ist fassunglos über die Skrupellosigkeit der Menschen, da die Hunde teilweise sehr ängstlich gegenüber Menschen sind, keine aufgeweckten, lustigen Hundebabys. Weiter erzählt er bestürzt:

"Die Hunde sind weder geimpft noch gechippt und müssen jetzt erstmal zur Vermeidung von möglichen Krankheits-Risiken in Quarantäne. Generell steht es aber um die Gesundheit dieser Tiere eher schlecht. Ein Jungtier musste in eine Tierklinik gebracht werden, da es in kritischem Zustand war, ein weiteres muss rund um die Uhr versorgt werden ..."
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    Laut Tierschutz Austria hätte eine bereits bekannte Hundeschmugglerin schon längst Konsequenzen tragen müssen.
    Laut Tierschutz Austria hätte eine bereits bekannte Hundeschmugglerin schon längst Konsequenzen tragen müssen.
    ©Tierschutz Austria

    Alle aus dem Kofferraum

    Bei einer weiteren geplanten Übergabe am Samstag nach dem Feiertag konnte die Polizei bei einem Kofferraumverkauf eingreifen. Wieder war es die berüchtigte Händlerin, die erneut auf einem Parkplatz, diesmal im Norden Wiens, Tiere feilbot. In dem Auto mit ungarischem Kennzeichen fanden sich zwei hochträchtige Chihuahua-Weibchen, zwei Pudel, ein Malteser und zwei Kätzchen. Auch diese Tiere waren in einem verwahrlosten und miserablen Zustand. Sie befanden sich in viel zu kleinen Käfigen und sind mutmaßlich von der ungarischen Zucht nach Österreich geschmuggelt worden.

    Trotz des beherzten Eingreifens der Polizei kam es für diese Hunde aber leider nicht zu einem Happy End in der Obhut eines österreichischen Tierheims. Die Polizei war verpflichtet, das Wiener Veterinäramt zu verständigen und amtstierärztliche Mitwirkung anzufordern.

    Madeleine Petrovic kritisiert Ignoranz der Behörden

    "Es ist ungeheuerlich. Seitens des beigezogenen Organs des Wiener Veterinäramts wurde der ganze Vorgang nicht beanstandet, sodass letztlich ungechippte, ungeimpfte und augenscheinlich zum Teil kranke Schmuggel-Hunde wieder an die berüchtigte Händlerin ausgefolgt werden mussten", erzählt MMag. Drin. Madeleine Petrovic Präsidentin des Wiener Tierschutzverein.

    Seitens der Leiterin der MA60 Drin. Ruth Jily wurde nämlich gegenüber Medien behauptet: "Die in Österreich wohnhafte Person wollte die Tiere aus gesundheitlichen Gründen unentgeltlich abgeben.“

    "Diese Ignoranz der Behörde ist unverständlich, denn es wäre auch für die MA60 leicht gewesen, die Preislisten der Händlerin im Internet zu finden und festzustellen, dass es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um gewerbsmäßige Rechtsbrüche, um illegale Hunde- und Welpenverkäufe, handelt. Zudem wurden von der Polizei verdächtige WhatsApp Verläufe zu Verkaufspreisen abfotografiert. So verlangte die verdächtigte beispielsweise 500 Euro pro hochträchtige Hündin. Auch die Vertreterin des Wiener Veterinäramtes hatte die Möglichkeit in diese Einsicht zu nehmen," führte die Tierschützerin fort.

    Erfundene "G'schichtln"

    "Freilich geht die Händlerin recht raffiniert vor, denn sie wechselt ständig die Orte, an denen sie die Tiere zu verkaufen versucht und trachtet so die Behörden (Bezirksverwaltungsbehörden in NÖ, Magistrat in Wien) auszutricksen. Es ist hoch an der Zeit, dass sich die Behörden im Wege der Amtshilfe koordinieren und diesem "Tierquälerei-Hopping" ein Ende setzten. Es sollte nicht mehr möglich sein, dass dieselben Tatverdächtigen immer wieder Hunde nach Österreich schmuggeln und feilbieten! Dass die Veterinär-Behörde dann noch den offenkundig erfundenen 'G’schichterln' der Hundehändlerin mehr Glauben schenkt als den Vertreterinnen von Tierschutzorganisationen und obendrein die armen und vernachlässigten Hunde der Rechtsbrecherin wieder ausfolgt, ist ein veritabler Skandal. Einmal mehr zeigt sich, wie nötig eine Kooperation der zuständigen Behörden mit dem Tierschutz wäre, wenn Österreich nicht zum Tummelplatz für dubiose Tier-Deals werden soll."