Wegen möglichem Verbot

Tiktok plant neue US-Version: Das steckt hinter "M2"

Tiktok könnte in den USA schon bald verboten werden. Um das zu verhindern, soll Bytedance im September eine App für den US-Markt starten.
20 Minuten
09.07.2025, 08:51
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Die chinesische App Tiktok steht in den USA weiter massiv unter Druck. Im September 2025 soll jetzt aber eine eigenständige US-Version erscheinen, die intern "M2" genannt wird. Damit soll ein drohendes Verbot abgewandt und der Weg für einen möglichen Verkauf geebnet werden.

Was ist M2?

Wie die US-Newsplattform "The Information" unter Berufung auf interne Quellen berichtet, plant Bytedance eine zweite, eigenständige Tiktok-Version, die extra für den US-Markt entwickelt wird. Die App soll auf separaten Servern in den USA laufen, eigene Datenschutzregeln einhalten und unabhängig von chinesischer Infrastruktur funktionieren. Ab dem 5. September soll die M2-App in den US-App-Stores verfügbar sein.

Das ist unklar

Da Bytedance selbst sich bislang nicht öffentlich dazu geäußert hat, bleibt vieles unklar. Die Nachrichtenagentur Reuters vermeldete lediglich, dass Bytedance an einer US-Version arbeite, um den Forderungen der US-Regierung nachzukommen. Ob der Algorithmus vollständig übernommen wird, wie Nutzerkonten, Followerlisten und Inhalte übertragen werden oder ob M2 auch außerhalb der USA angeboten wird, ist bisher nicht bestätigt.

Wer sind potenzielle Käufer?

Bytedance selbst soll Minderheitenanteile an der neuen US-Version behalten. Als mögliche Käufer werden mehrere US-Firmen gehandelt. Als Favorit gilt aktuell Oracle. Das Unternehmen speichert bereits heute US-Nutzerdaten von Tiktok und hat enge Kontakte zur Trump-Regierung. Auch Amazon wird immer wieder als potenzieller Käufer genannt – vor allem wegen der Chance, sein Werbe- und Videogeschäft zu stärken.

Perplexity AI ist durch einen Vorschlag von Bytedance selbst im Gespräch: Statt Tiktok M2 zu verkaufen, soll im Raum stehen, es mit Perplexity AI zu fusionieren. Bytedance würde dabei Anteile an Perplexity behalten. So wäre Tiktok M2 zwar formal ein US-Unternehmen, aber Bytedance hätte weiterhin Einfluss. Dieses Modell gilt jedoch als kompliziert und politisch heikel, weil die US-Regierung eine weitere Einflussnahme durch China ausschließen möchte.

Darüber hinaus wird ein US-Staatsfonds als Investor gehandelt. Damit könnten Sicherheitsbedenken ausgeräumt werden. Namen wie MrBeast, Reddit-Gründer Alexis Ohanian, Frank McCourt, Elon Musk oder Microsoft, die Anfang 2025 noch im Rennen waren, gelten derzeit nicht mehr als realistische Käufer.

Könnte M2 Tiktok verdrängen?

Sollte das Tiktok-Verbot in den USA in Kraft treten, wird die Lancierung von M2 die Social-Media-Welt grundsätzlich verändern. Social-Media-Experte Marlon Giglinger erklärt: "Viele globale Trends auf Tiktok gingen bisher von US-Creators aus." Sollte sich das Geschehen auf die neue US-Version M2 verlagern, könnte es die klassische App teilweise verdrängen und zur internationalen Taktgeberin werden.

Was passiert mit dem Algorithmus?

Intern wird Tiktok bei Bytedance als "M" bezeichnet – eine "M2"-Version sei also eine logische Weiterentwicklung. Weil M2 auch von Bytedance stammt, dürfte die technologische Basis der neuen App sehr ähnlich sein, sagt Giglinger. Aus technischer Sicht sei es machbar, den Algorithmus zu kopieren und auf US-Vorgaben zuzuschneiden.

Einen direkten Verkauf des Tiktok-Algorithmus an den US-Ableger schließt er jedoch aus: "Der Algorithmus ist der Schatz jeder Plattform – und wird streng gehütet." Sollte es zu einem Verkauf kommen, sei es wahrscheinlicher, dass Bytedance nur eingeschränkte Rechte abgebe oder den Algorithmus nur teilweise übertrage.

Reaktionen aus den USA

In den USA sorgt die Ankündigung von M2 für gemischte Reaktionen. Viele Nutzerinnen und Nutzer zeigen sich verunsichert und befürchten, ihre aufgebauten Communitys und Follower zu verlieren.

Unter einem Video des Creators KreekCraft häufen sich Fragen wie: "Was passiert mit meinen alten Videos?". Zugleich wird Kritik laut: Einige vermuten, dass eine US-exklusive Version vor allem dazu dienen könnte, Inhalte stärker zu kontrollieren oder zu zensieren. Andere planen bereits ihren Wechsel zu Plattformen wie Youtube Shorts oder Instagram Reels.

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