Nach gewaltsamen Protesten gegen Abschiebungen in Los Angeles am Wochenende wollte US-Präsident Trump den starken Mann markieren. Daher entsandte er am Montag weitere 2.000 Nationalgardisten (auf nun 4.000) in die Stadt sowie erstmals auch 800 Marine-Infanteristen. Dennoch – oder gerade deswegen – versammelten sich auch am Montagabend wieder Tausende Demonstranten in der Innenstadt von Los Angeles, nachdem es bereits Sonntagnacht trotz Versammlungsverbot zu Plünderungen gekommen ist.
Auch Montagnachmittag versammelten sich tausende vor dem Bundesgebäude in 300 North Los Angeles Street. Nachdem die Polizei begann, die Versammlung durch den Einsatz von Schreckgranaten und Gummigeschossen auseinanderzutreiben, setzte sich eine Demonstration in Bewegung. Die meisten Polizisten sowie sämtliche Nationalgardisten blieben jedoch zum Schutz der Bundesgebäude vor Ort und folgten der Demo nicht.
Mit Einbruch der Dunkelheit setzten sich dann größere Gruppen an Plünderern von der Demo ab und begannen einen Raubzug durch die Innenstadt – dem die Polizei nur schwer hinterher kam. In der 7. und 8. Straße in Downtown L.A. wurde der Apple-Flagship-Store geplündert und kurz darauf auch der Adidas-Store an der nächsten Kreuzung. Am Vorabend waren bereits ein T-Mobile-Store und ein Modegeschäft (Jumpman) geplündert worden – dennoch wurde die Polizei auch am Montagabend überrumpelt.
Auch Drogeriemärkte, Lebensmittelhändler sowie andere teure Markengeschäfte wurden geplündert. Polizeisirenen heulten durch die Stadt, immer wieder gelangen Festnahmen, bevor der Rest der Meute weiterzog.
In dem ganzen Chaos wurde sogar ein CNN-Reporter festgenommen – nachdem mittlerweile drei Fälle von verletzten Journalisten bekannt geworden sind, die am Vortag von Polizisten mit Gummigeschossen ins Visier genommen worden waren.
Der Polizeichef von Los Angeles, Jim McDonnell, gab am Montag bekannt, dass er keine formelle Benachrichtigung über den Einsatz der Marinesoldaten in der Stadt erhalten habe – weswegen sie auch nicht in Einsatzplanungen wie den Schutz von Gebäuden eingebunden werden konnten. Ohne klare Koordination stelle die Ankunft hunderter Marines "eine erhebliche logistische und operative Herausforderung" dar.
Dass 4.000 Nationalgardisten Bundesgebäude bewachen nutzte dabei herzlich wenig. Von den US-Marines gibt es ohnehin noch keine Spur. Sie wären für den Einsatz gegen Plünderer auch denkbar schlecht ausgestattet – sofern man nicht ein Blutbad mit vielen Toten anrichten möchte.
Trotz 4.000 Nationalgardisten und 700 US-Marines konnten also auch die zweite Nacht in Folge keine Plünderungen verhindert werden. Gleichzeitig wirft der Militäreinsatz im Inland in Friedenszeiten rechtliche Fragen auf. Gouverneur Newsom, den Trump am liebsten verhaften würde, kündigte bereits Klage an. Anstatt zu versuchen, die Lage tatsächlich unter Kontrolle zu bekommen, gießt Trump mit Genuss Öl ins Feuer um danach die Bürgermeisterin und den Gouverneur der Unfähigkeit bezichtigen zu können.
Die Bilder gewalttätiger Proteste und Demonstranten sind ohnehin das beste, das er sich wünschen kann – "beweist" es aus seiner Sicht doch, dass viele Immigranten lediglich Kriminelle seien, weswegen sein harter Abschiebekurs die richtige Antwort sei.