Ukraine

Ukraine kritisiert Schallenberg – soll mit Opfern reden

Außenminister Schallenbergs Aussagen in Paris erzürnen die Ukraine: Forderungen nach einem Dialog mit Russland würden zum "Völkermord" einladen.

Begräbnis eines Opfers vom Dnipro-Anschlag – die Ukraine lädt Außenminister Schallenberg nun in die Stadt ein.
Begräbnis eines Opfers vom Dnipro-Anschlag – die Ukraine lädt Außenminister Schallenberg nun in die Stadt ein.
REUTERS

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) äußerte sich am Montag in Paris zum andauernden russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Er trat dafür ein, gegenüber dem Kreml Augenmaß zu wahren und "nicht über das Ziel hinauszuschießen, indem wir zum Beispiel ein Visaverbot für 144 Millionen Russen einführen". Die Ukraine ließ seine Aussagen nicht unkommentiert. 

Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleh Nikolenko, verwies in seiner Reaktion zuerst auf das Positive: "Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Österreich und sind dankbar für die Unterstützung im Rahmen der UNO und der EU", konnte sich einen indirekten Seitenhieb gegen Schallenberg dann aber nicht verkneifen: Die Ukraine lade den "Chef der österreichischen Diplomatie" zu einem Besuch in die zuletzt hart getroffene Stadt Dnipro ein. 

"Einladung, den Völkermord fortzusetzen"

In der Großstadt könne Schallenberg seine Argumente gerne gegenüber den Angehörigen der mittlerweile 44 Todesopfer des russischen Raketenangriffs darlegen, so Nikolenko. In Dnipro "wird er die Gelegenheit haben, den Angehörigen von 44 Menschen, die infolge des russischen Raketenangriffs auf ein Hochhaus ums Leben gekommen sind, seine Argumente über die Augenmaßbewahrung zu wiederholen. Oder denjenigen, deren Angehörige noch unter den Trümmern liegen".

Weiters verurteilt er Aufrufe, mit Russland im Dialog zu bleiben sowie seine Geschichte und Kultur zu respektieren, aufs Schärfste. Ein solches Vorgehen "stärke das Gefühl der Straflosigkeit des Kremls und werden ausschließlich als Einladung wahrgenommen, den Völkermord an der Ukraine fortzusetzen", so der Außenamtssprecher. 

Selenski macht Druck auf Westen

Infolge des tödlichen Angriffs auf Zivilisten fordert der ukrainische Präsident Wolodmir Selenski nun weitere schwere Waffen aus dem Westen. Großbritannien erhielt für sein Engagement in der Unterstützung des kriegsgebeutelten Landes ein Lob: "Ein neues Verteidigungshilfspaket wurde angekündigt – genau das, was benötigt wird: Kampfpanzer, andere gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie", sagte der Präsident in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag. 

Vom seit Montag laufenden Weltwirtschafsforum in Davos erwarte er sich Entscheidungen über weitere Waffenlieferungen. Die russische Kriegs-Offensive erfordere "neue Lösungen" sowie schnellere Entscheidungen. Zu den starken russischen Truppenkonzentrationen im Donbass, aber auch in der Süd-Ukraine, meint er: "Wir werden sehen, was Russland hier vorbereitet". 

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    Russland startete eine weitere Raketen-Offensive in der Ukraine. Neben kritischer Infrastruktur wurden diesmal auch Zivilisten ins Visier genommen: Ein Hochhaus in der Großstadt Dnipro fiel einer herabstürzenden Rakete der russischen Armee zum Opfer.
    Russland startete eine weitere Raketen-Offensive in der Ukraine. Neben kritischer Infrastruktur wurden diesmal auch Zivilisten ins Visier genommen: Ein Hochhaus in der Großstadt Dnipro fiel einer herabstürzenden Rakete der russischen Armee zum Opfer.
    HANDOUT / AFP / picturedesk.com