In der österreichischen Bundesliga bahnt sich eine Sensation an. Zwei Runden vor Schluss hat der Wolfsberger AC den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte selbst in der Hand. Mit Siegen gegen die Austria und Sturm ist man Erster. Egal, was die Konkurrenz macht.
Der Kader der Kärntner ist laut transfermarkt.at 22,55 Millionen Euro wert. Zum Vergleich: Bei Salzburg kostet allein Oscar Gloukh diese Summe.
Und dennoch schnuppern nicht die "Bullen", sondern der Underdog an der Meisterschale. Den ÖFB-Pokal hat der WAC bereits in der Tasche.
Ein Vater des Erfolges ist Maximilian Ullmann. Der Linksverteidiger, der bereits beim FC Venezia, Rapid, dem LASK und im Nationalteam gespielt hat, stand seit Runde drei stets in der Startelf, kam bislang auf drei Tore und fünf Assists.
Im "Heute"-Talk spricht der 28-Jährige über die "Double"-Chance, Coach Didi Kühbauer und seine Zukunft.
Herr Ullmann, der WAC kann aus eigener Kraft Meister werden. Wie klingt das für Sie?
"Es ist eigentlich unglaublich. Hätte mir das jemand vor der Saison gesagt, hätte ich es nicht geglaubt. Aber wir haben einfach darauf hingearbeitet, dass wir die zwei Endspiele haben. Wir geben im Training Gas, sind am Spieltag zu 100 Prozent da. Das macht uns schon stolz."
Viele haben auf den Einbruch des WAC gewartet – doch er kam nie. Was macht euch so stark und konstant?
"Der Zusammenhalt in der gesamten Mannschaft. Inklusive Trainerteam und dem gesamten Staff. Egal, wer spielt, ob wer gesperrt oder verletzt ist, es kommt einfach der nächste rein und ist am Punkt da. Wir sind ein eingeschworener Haufen. Das spiegelt sich am Feld wider. Wir kämpfen bis zum Umfallen, jeder tut für jeden alles."
Wie ist die Stimmung im Training und der Kabine? Merken Sie eine gewisse Anspannung?
"Gar nicht, bei uns niemand nervös. Wir sind konzentriert, nehmen jede Woche an, wie sie ist. Im Training ist ein guter Zug drin, die Stimmung ist so wie in den Wochen davor. Jeder freut sich auf die Spiele."
Ist der Titel in der Kabine ein Thema?
"Wir wissen natürlich, worum es geht. Aber es ist keiner dabei, der überdreht. Du merkst einfach, dass wir nichts ändern. Jeder fokussiert sich auf das nächste Spiel. Jeder geht in die gleiche Richtung."
Welchen Anteil hat Didi Kühbauer am Erfolgslauf?
"Einen sehr großen. Er hat heuer mit der nächsten Mannschaft bewiesen, dass er ein genialer Trainer ist. Egal, bei welcher Station er war, er hat abgeliefert. Er hat mit uns viel richtig gemacht. Er weiß im technisch-taktischen Bereich, wie er mit der Mannschaft zu arbeiten hat. Ein Beispiel: Wir haben mit Viererkette gestartet und haben dann während der Saison auf Dreierkette umgeswitcht. Ein gescheiter Zug. Er weiß genau, wie er welchen Spieler einsetzen muss und wie er die Mannschaft zusammenhält. "
Kühbauer war bereits bei Rapid Ihr Trainer. Ist er beim WAC ein anderer Coach als damals in Hütteldorf?
"Eigentlich nicht. Er bleibt seiner treu, das gibt es nicht mehr so oft. Er weiß, welche Menschen er zur Verfügung hat und lässt sich auf sie ein."
Abseits der Liga – mit dem Cup-Sieg hat der WAC bereits Geschichte geschrieben. Was bedeutet Ihnen persönlich der Erfolg?
"Extrem viel. Ich erinnere mich so gerne an den ganzen Tag zurück. Es war mein erster richtiger Titel. Das macht mich schon stolz, aber ich kann es noch gar nicht richtig realisieren, weil alles Schlag auf Schlag geht. Ich weiß jedoch, dass wir da was richtig Großes geschafft haben."
Können Sie noch ohne Bodyguard durch Wolfsberg schlendern?
"Natürlich, das geht noch."
Am Sonntag empfängt Wolfsberg die Austria, ist mit einem Sieg fix zumindest Zweiter. Dann kommt es zum Titel-Showdown gegen Sturm. Glauben Sie, zittern sie in Wien und Graz bereits?
"Das kann ich nicht beurteilen. Wir schauen echt nur auf uns. Wir schauen, dass wir am Sonntag um 17 Uhr gestellt sind und unsere bestmögliche Leistung auf den Platz bringen. Wir wissen, worauf es ankommt. Und dann hoffen wir auf ein Endspiel in Graz. Aber so weit denken wir noch nicht."
Sie sind mit 28 im besten Fußballer-Alter, Ihr Vertrag läuft aus. Wie geht es nach der Saison weiter?
"Ich lebe im Hier und Jetzt, das gelingt mir gerade richtig gut. Ich bin froh, mit dieser Mannschaft Woche für Woche auf dem Platz zu stehen und zu fighten. Was meine Zukunft betrifft, wird man im Sommer sehen. Ich beschäftige mich wirklich noch nicht damit. Mein Fokus liegt voll auf den anstehenden Aufgaben."
Und dann Champions-League-Quali mit dem WAC?
"Das hätte natürlich was."