Der ehemalige Cheftrainer der norwegischen Skisprung-Herren, Magnus Brevig, hat im Zuge drohender Sanktionen durch den Weltverband FIS gemeinsam mit zwei weiteren Betreuern ein brisantes Schreiben verfasst. Darin wehrt sich das Trio gegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit dem sogenannten Anzug-Skandal – und sieht die Verantwortung vielmehr bei der FIS selbst.
"Das Projekt, Sprunganzüge zu optimieren und in der Grauzone der Regeln zu agieren – teils darüber hinaus – ist ein Ergebnis der Kultur, die sich im Skispringen in den letzten Jahren entwickelt hat. Nach Auffassung der Angeklagten hat die FIS stillschweigend akzeptiert, dass man die Grenzen ausreizen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben", heißt es laut dem norwegischen Medium VG in dem anwaltlichen Schreiben.
Magnus Brevig, Thomas Lobben und Adrian Livelten halten die drohenden Sanktionen durch das FIS-Ethikkomitee für ungerechtfertigt. Ihnen könnten Geldstrafen von rund 4.300 Euro sowie Sperren von bis zu 18 Monaten drohen.
Das Trio wirft dem Weltverband vor, selbst zu "einer Kultur der maximalen Ausreizung des Reglements" beigetragen zu haben. Unklare Regeln, lasche Kontrollen und ein unsystematisches Prüfverfahren hätten laut den Coaches den Nährboden für Verstöße geschaffen. Zudem seien ähnliche Fälle in der Vergangenheit "toleriert oder nur geringfügig sanktioniert" worden.
Als entscheidenden Punkt führen die drei an, dass sie als Angestellte des norwegischen Verbandes gar nicht der direkten Entscheidungsgewalt der FIS unterstehen. Der Weltverband habe demnach eigentlich kein Recht, Berufsverbote oder Geldstrafen gegen nationale Trainer auszusprechen. Welche Wirkung das Schreiben letztlich entfaltet, bleibt abzuwarten.