Gesundheit

Unterwäsche tut ihr weh – Frau geht nur noch unten ohne

Die heute 68-jährige Marion Jones trägt seit 2011 keine Unterwäsche mehr. Aber nicht, weil sie nicht will, sondern weil sie nicht mehr kann.

Sabine Primes
Das Tragen von Unterwäsche, Leggings und Jeans verursacht Marion Jones (Bild) "unerträgliche Schmerzen", also trägt sie sie nicht. 
Das Tragen von Unterwäsche, Leggings und Jeans verursacht Marion Jones (Bild) "unerträgliche Schmerzen", also trägt sie sie nicht. 
Youtube/ Vulval Pain Society UK

Wie eine neue Untersuchung ergeben hat, nehmen es die Österreicher mit der Intimhygiene nicht so genau. 16,8 Prozent wechseln ihre Unterwäsche nicht täglich. Nach Altersgruppen tragen die 50- bis 74-Jährigen in Österreich am häufigsten schmutzige Unterhosen, gefolgt von den 15- bis 29-Jährigen. Besonders ausgeprägt ist dieser "Trend" bei Personen mit geringer Schulbildung. Jeder hundertste Österreicher (0,9 Prozent) gibt gar an, seine Unterwäsche nur wöchentlich zu wechseln.

Die Britin Marion Jones trägt gleich gar keine Unterwäsche. Aber nicht, weil sie nicht will, sondern weil sie nicht kann. Eine Nervenerkrankung macht es ihr unmöglich. Die 68-Jährige aus Herefordshire (England) leidet an Pudendus-Neuralgie – einem unheilbaren Dauerschmerz, der durch eine Schädigung des Pudendusnervs verursacht wird, der Gefühlsinformationen aus dem Po und den Genitalien weiterleitet. Laut der pensionierten Bankangestellten macht ihr das Tragen von Unterwäsche, Leggings und Jeans "unerträgliche Schmerzen", also vermeide es, sie überhaupt zu tragen.

Die Pudendus-Neuralgie ist eine seltene Ursache für heftige, zum Teil einschießende Schmerzen im Genitalbereich und in der Dammregion. Sie wird durch mechanische oder entzündliche Schädigung des Schamnervs (Nervus pudendus) in der Beckenregion ausgelöst. Dieser Nerv ist für die sensiblen Empfindungen des Hautbereichs der Analregion, des Damms und des Hodensacks beziehungsweise der Schamlippen zuständig. Daneben ist der Nervus pudendus aber auch für die Steuerung des äußeren Afterschließmuskels und der Beckenbodenmuskulatur verantwortlich.
Die Krankheit ist chronisch, die Schmerzen sprechen auf die üblichen Schmerzmittel nicht an. In vielen Fällen ist die Ursache der Pudendus-Neuralgie nicht bekannt. Oft tritt sie im Zusammenhang mit einer Verletzung im Becken(boden)bereich, Operationen und sportlichen Aktivitäten, vor allem Radfahren, auf.

Schmerzen seit 2011

Jones' Symptome traten erstmals im August 2011 auf, nachdem sie sich einer operativen Gebärmutterentfernung unterzogen hatte. "Ich habe keine Kinder und war über das gebärfähige Alter hinaus, so dass mich die Operation nicht wirklich beunruhigt hat", erklärte Jones. "Die Ärzte rieten mir, dass es eine Weile dauern würde, bis die Wunde verheilt sei, und boten mir eine Creme sowie verschiedene Tabletten an."

Doch kurz nach der Operation begann Jones unter einem stechenden Schmerz in ihrer Vagina und ihren Po zu leiden. "Ich konnte die Schmerzen nicht länger ertragen und ging drei Jahre später zu einem Spezialisten, um mich untersuchen zu lassen, wobei ich vor Schmerzen schrie." Sie wurde an einen Gynäkologen überwiesen, der bei ihr eine Pudendus-Neuralgie diagnostizierte – eine Schädigung des Pudendusnervs. Wenn dieser beschädigt ist, kann er brennende, drückende, stechende und kribbelnde Schmerzen verursachen, die dazu führen können, dass sich Kleidung unangenehm anfühlt.

In die Pension gezwungen

Die "lähmende" Krankheit, von der nur einer von 100.000 Menschen betroffen ist, hat sie dazu gezwungen, in den Vorruhestand zu gehen und den Großteil ihres sozialen Lebens aufzugeben. "Ich fühle mich manchmal einsam, weil ich wirklich gerne mit Freunden ausgehen würde. Seit meiner Operation hatte ich keine Intimität mehr, aber ich hatte immer gehofft, nach meiner Scheidung einen neuen Partner zu finden – jetzt ist alle Hoffnung dahin, denn mein Leben ist auf Eis gelegt. 

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    "Keine Unterwäsche zu tragen ist besser." - <strong>Mythos</strong>: Frauen vor mehr als 50 Jahren hatten keine andere Wahl, aber du solltest zumindest unter der Jeans einen Schutz tragen. Ansonsten riskierst du Verletzungen und Infektionen.
    "Keine Unterwäsche zu tragen ist besser." - Mythos: Frauen vor mehr als 50 Jahren hatten keine andere Wahl, aber du solltest zumindest unter der Jeans einen Schutz tragen. Ansonsten riskierst du Verletzungen und Infektionen.
    Getty Images/iStockphoto

    Die Krankheit habe sie verändert, gibt die Pensionistin zu. "Früher ging ich gerne mit Freunden aus, aber jetzt ist mein Tag um 18.30 Uhr zu Ende. Ich habe immer gehofft, dass ich durch Forschung, Medikamente oder Behandlung ein Heilmittel für diese Krankheit finden würde, aber bisher gibt es nichts, was mir helfen könnte. Ich habe alle verfügbaren Medikamente ausprobiert und ich gehe auch jeden Monat zur Akupunktur zu einem Chiropraktiker. Ich hatte mich so darauf gefreut, meinen Ruhestand zu genießen, aber das ist jetzt nicht mehr möglich. Ich hoffe wirklich, dass die Mediziner beginnen, diese Krankheit ernster zu nehmen.

    Anlaufstelle auf Facebook

    Um anderen zu helfen und Unterstützung für sich selbst zu finden, hat sie auf Facebook eine Gruppe namens "Pudendal Neuralgia and Pelvic Pain UK" gegründet, die aktuell über 1.400 Mitglieder zählt. "Ich habe die Facebook-Gruppe gegründet, um mich weniger allein zu fühlen und ich kann immer noch nicht glauben, wie viele Menschen an dieser Krankheit leiden."