Urlaub beginnt lange vor der Abreise: Die Planung steigert Vorfreude, hebt die Stimmung und kann sogar der Gesundheit guttun. Doch je näher der Abreisetag rückt, desto stärker steigt oft der Stress. Die letzten drei Tage vor der Reise sind laut Mentaltrainer und NLP-Experte Dr. Roman Braun meist am heftigsten – und der erste Urlaubstag bleibt oft noch auf Anspannungsniveau.
Wer jedes Jahr dasselbe Ziel ansteuert, kann das vermeiden. "Man kennt sich aus, muss sich nicht orientieren oder neu einfinden – das senkt den Stress deutlich", so Braun. Doch nicht nur das Ziel, auch die Art des Urlaubs spielt eine große Rolle für die Regeneration.
Laut Braun gibt es drei grundlegende Urlauber-Typen: den Feiertypus, der Tag und Nacht Party macht, den Aktiven, der Sport treibt und viel unternimmt, und den Passiven, der lieber am Pool oder in der Sauna entspannt.
Beispiele: Mallorca ist klar Party-Hochburg, Venedig zieht aktive Urlauber an – Thermenorte sprechen vor allem die passiven Genießer an. "Wer nur einen Typ durchzieht, tappt in die Erholungsfalle", warnt Braun. Besser sei es, Elemente aller drei Varianten zu kombinieren, um Körper und Geist ausgewogen zu fordern und zu entspannen.
Viele scheitern laut Braun an der "Alles-oder-nichts-Mentalität": Wer glaubt, jeder Urlaubstag müsse perfekt genutzt werden, baut nur neuen Druck auf. Auch der ständige Griff zum Handy bremst den Erholungseffekt – jede Nachricht signalisiert dem Körper unterschwellig: "Ich bin verfügbar".
Brauns Rat: Firmenhandy daheim lassen, klare "Phone-free-Zonen" schaffen und bewusst offline gehen. "Nur wenn wir nicht mehr erreichbar sind, kann sich unser Nervensystem wirklich beruhigen."
Braun empfiehlt konkrete Methoden, um den Kopf in den Urlaubsmodus zu bringen. Dazu gehören Achtsamkeitsübungen wie die 3-2-1-Technik (drei Dinge sehen, zwei hören, eines fühlen), Atemübungen wie die 3-7-4-Methode oder kurze Meditationen von zwei bis drei Minuten.
Für Bewegungsmuffel hilft die Countdown-Technik („5-4-3-2-1 – und los!“), um in Aktion zu kommen. Überaktive Urlauber profitieren von bewusster Entschleunigung: beim Spazieren die Umgebung wahrnehmen, achtsam atmen, Tempo rausnehmen.
Echte Regeneration passiert nicht automatisch – sie ist eine Fähigkeit, die man üben kann. Braun betont: "Echter Urlaub beginnt nicht am Strand, sondern im Kopf." Der Schlüssel sei, persönliche Erholungsrituale zu etablieren und sich von den Erwartungen anderer zu lösen.
Wer das schafft, nimmt nicht nur mehr Erholung mit in den Alltag, sondern gewinnt eine nachhaltige Kompetenz im Umgang mit Stress. Oder wie es schon der Philosoph Plato formulierte: "Was wunderst du dich, dass dir Reisen nicht nutzen, wo du dich selbst doch überall mitnimmst?"