US-Vizejustizminister Todd Blanche ist mit der inhaftierten Freundin des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, in Florida zusammengekommen. Maxwell habe jede einzelne Frage beantwortet, teilte ihr Anwalt David Oscar Markus im Anschluss vor dem Gebäude des Bundesgerichts in Tallahassee mit, in dem seine Mandantin mit Blanche sprach.
"Sie berief sich nie auf ihre Rechte, sie weigerte sich nie, zu antworten. Sie beantwortete alle Fragen wahrheitsgemäß, ehrlich, nach bestem Wissen und Gewissen." Sein Team sei "dankbar" darüber, dass der stellvertretende Justizminister gekommen sei, um Maxwell zu befragen. Dies sei ein "guter Tag", ergänzte der Anwalt.
Auf die Frage, ob seine Mandantin mit einer Begnadigung oder einer Reduzierung ihrer Haftstrafe für ihre Kooperation rechnen könne, entgegnete Markus: "Es gibt noch keine Zusagen. Daher beantwortet sie vorerst nur Fragen."
Blanche schrieb in einem Beitrag in den sozialen Medien, Präsident Donald Trump habe "uns beauftragt, alle glaubwürdigen Beweise zu veröffentlichen". Sollte Maxwell Informationen über jemanden haben, der Verbrechen an Opfern begangen habe, werde sich das FBI und das Justizministerium anhören, was sie zu sagen hat.
Maxwell wurde 2022 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sie war zuvor schuldig befunden worden, Epstein dabei geholfen zu haben, minderjährige Mädchen sexuell zu missbrauchen. Laut Anklage hatte Maxwell ihrem Freund die Opfer zugeführt. Sie sitzt in einem Bundesgefängnis in Floridas Hauptstadt Tallahassee ein. Epstein selbst nahm sich nach Behördenangaben 2019 in einem New Yorker Gefängnis noch vor dem geplanten Prozessbeginn das Leben.
Um seinen Tod ranken sich unzählige Verschwörungserzählungen und Gerüchte, nicht zuletzt, weil Epstein und Maxwell enge Kontakte zu Prominenten unterhielten, etwa Adelige, Präsidenten und Milliardäre, darunter Trump.
Vor allem zweifeln Influencer und Verschwörungstheoretiker an den Behördenangaben über einen Suizid Epsteins und vermuten, er sei getötet worden, um angebliche Machenschaften liberaler Eliten zu verschleiern. Trump hatte im Wahlkampf die Freigabe der Akten in Aussicht gestellt.
Nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus kündigte seine Justizministerin Pam Bondi an, dass alles zum Fall Epstein ans Licht kommen werde. Auf ihrem Schreibtisch liege eine Liste mit Kunden Epsteins, dem Mädchen zum mutmaßlichen Missbrauch zugeführt worden sein sollen, erklärte sie damals. Doch kürzlich teilten Justizministerium und FBI mit, dass eine solche Liste nicht existiere. Es würden auch keine weiteren Akten zum Fall offengelegt. Das empörte viele Republikaner an der Parteibasis. Trump selbst bezeichnete die Affäre um die Epstein-Akten als "großen Schwindel", für den die Demokraten verantwortlich seien.
Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vom Mittwoch hatte Bondi Trump im Mai mitgeteilt, dass sein Name in Dokumenten zum Fall Epstein auftauche. Die namentliche Erwähnung muss nicht automatisch auf ein Fehlverhalten hindeuten. Trump selbst hat erklärt, er habe Epstein einst für einen "fantastischen Kerl" gehalten, sich aber später mit ihm überworfen.