Rechtsruck in Chile: Der deutschstämmige Rechtspolitiker José Antonio Kast hat die zweite Runde der Präsidentenwahl gegen die kommunistische Regierungskandidatin Jeannette Jara gewonnen. Das teilte das Wahlamt des südamerikanischen Landes mit. "Chile möchte einen Wandel", sagte Kast in seiner Siegesrede vor Tausenden Anhängern in der Hauptstadt Santiago de Chile. "Und ich sage Ihnen, ja, Chile wird einen echten Wandel erleben".
Bei der Stichwahl am Sonntag erhielt der 59-jährige Kandidat der Republikanischen Partei laut offiziellen Ergebnissen rund 58 Prozent der Stimmen. Jara kam auf fast 42 Prozent. Sie räumte ihre Niederlage ein. "Die Demokratie hat laut und deutlich gesprochen", schrieb sie auf der Plattform X, nachdem sie Kast telefonisch gratuliert hatte.
Irreguläre Migration und zunehmende Kriminalität waren im Wahlkampf sehr wichtige Themen. "Wir werden die Achtung vor dem Gesetz wiederherstellen", sagte Kast. Die Hoffnung, ohne Angst zu leben, habe gewonnen. Kast wird am 11. März 2026 als Nachfolger des linken Staatschefs Gabriel Boric die Regierungsgeschäfte für vier Jahre übernehmen.
US-Außenminister Marco Rubio drückte seine Glückwünsche für den künftigen Präsidenten aus. "Die Vereinigten Staaten freuen sich auf die Zusammenarbeit mit seiner Regierung, um die regionale Sicherheit zu stärken und unsere Handelsbeziehungen wiederzubeleben", schrieb Rubio auf der Plattform X.
Der ultraliberale Präsident des Nachbarlands Argentinien, Javier Milei, gratulierte Kast zum Sieg. Er sprach von einem weiteren Schritt zugunsten der Freiheit und des Privateigentums in Lateinamerika.
Der neunfache Vater und strenggläubige Katholik Kast stammt aus einer einflussreichen Familie. Mehrere seiner Geschwister waren wie er Abgeordnete oder Senatoren, ein Bruder diente während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet als Präsident der Zentralbank. Sein Vater – ein ehemaliger Wehrmachtsoffizier und NSDAP-Mitglied aus Bayern – war nach dem 2. Weltkrieg nach Chile ausgewandert und hatte eine Fabrik für Fleisch- und Wurstwaren gegründet.
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen die Themen Sicherheit und Migration. Obwohl Chile noch immer eines der sichersten Länder der Region ist, hat die Kriminalität in einigen Bereichen zugenommen.
Zudem ist der Anteil der Migranten in Chile zuletzt auf rund zehn Prozent der Bevölkerung gestiegen – der größte Teil stammt aus dem Krisenland Venezuela. Von Venezolanern verübte Gewaltverbrechen und die Präsenz venezolanischer Banden schüren bei vielen Chilenen Angst.
Der Rechtspolitiker hat ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität und illegale Migration angekündigt. So will der Jurist die Grenzen stärker sichern, die irreguläre Einreise zu einer Straftat machen und Migranten ohne Papiere abschieben. Zudem kündigte er an, neue Gefängnisse zu bauen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, will Kast die Unternehmenssteuer senken und die öffentlichen Ausgaben deutlich senken.
Kast steht auch für eine konservative Gesellschaftspolitik. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und mehr Rechte für die Mitglieder indigener Völker lehnt er zum Beispiel ab.