Auch in Wien boomen derzeit sogenannte Abnehmspritzen. Was einst für Diabetiker entwickelt wurde, landet nun immer öfter in den Kühlschränken von Menschen, die einfach nur ein paar Kilos loswerden wollen – mit dem Versprechen: weniger Hunger, weniger Gewicht. Doch der Trend hat auch eine dunkle Seite.
Wie aus einem Bericht des ORF Wien hervorgeht, schnellen die Verkaufszahlen in Wiener Apotheken rasant nach oben: von 88.000 Stück im Jahr 2021 auf bereits 116.000 Spritzen allein im ersten Halbjahr 2025. Der Run auf Präparate wie Ozempic zeigt deutlich: Immer mehr Menschen setzen auf die schnelle Spritze – statt auf Diät und Bewegung.
Doch ganz ohne Risiko ist das Ganze nicht. Stoffwechselexperte Florian Kiefer von der MedUni Wien erklärt im Interview mit "Wien heute", dass viele Patienten zu Beginn der Therapie unter starker Übelkeit leiden – vor allem, wenn die Dosis erhöht wird. "Es können aber auch schwerere Nebenwirkungen wie starkes Erbrechen oder Durchfall vorkommen. Dann muss man ganz klar die Dosis wieder reduzieren", so Kiefer.
Besonders gefährlich: Bei Menschen mit Normalgewicht können die Nebenwirkungen noch stärker auftreten – und bringen kaum langfristige Vorteile. Wer glaubt, damit schnell die Bikini-Figur zu bekommen, könnte bitter enttäuscht werden.
Experten warnen bereits seit längerem, dass diese Medikamente keine Lifestyle-Produkte, sondern Medikamente für Menschen mit ernsthaften Gewichtsproblemen sind. "Diese Therapien wirken auch nur dann besonders gut, wenn hier ein Problem vorliegt, also zum Beispiel bei Heißhungerattacken", betont Kiefer. Wichtig sei zudem eine ärztliche Untersuchung vor der Einnahme – und eine begleitende Umstellung des Lebensstils.
Trotz aller Kritik: Für Betroffene mit Adipositas kann die Spritze laut Kiefer ein echter Gamechanger sein. "Nach Jahrzehnten, wo wir den Patienten eigentlich aus den Lebensstilmaßnahmen nicht zu viel anbieten konnten, haben wir jetzt Möglichkeiten", sagt der Experte.
