Gesundheit

Vogelgrippe: Ist sie auch auf Menschen übertragbar?

Die Übertragung des H5N1-Virus von Nerz zu Nerz ließ zuletzt die Sorge wachsen, dass auch der Mensch in Gefahr sein könnte. Das sagt der Experte dazu.

Christine Scharfetter
Trotz Übertragung auf Säugetiere schrillen für den Wiener Virologen Norbert Nowotny nicht die Alarmglocken.
Trotz Übertragung auf Säugetiere schrillen für den Wiener Virologen Norbert Nowotny nicht die Alarmglocken.
Picturedesk, iStock, Montage HEUTE

Es ist weltweit der schwerste Ausbruch der Vogelgrippe, der jemals erfasst wurde. Seit Monaten verbreitet sich das Virus bei Nutz-, Zoo- und Wildvögeln, Millionen Tiere sind bereits gestorben oder wurden notgeschlachtet. 

Besonders schlimm hat es derzeit die USA getroffen: Der US-Bundesstaat Colorado hat mehr als 90 Prozent seiner eierlegenden Hühner verloren. Im US-Bundesstaat South Dakota mussten 1,3 Millionen Tiere gekeult werden. Doch auch in Europa nehmen die Fälle zu.

Geflügelbetriebe in Österreich betroffen

In Österreich wurden seit dem 30. Dezember 2022 bei mehreren tot aufgefundenen Wildvögeln das H5N1-Virus festgestellt. "In jüngster Zeit haben wir in Österreich zahlreiche neue Fälle von Geflügelpest bei Wildvögeln, aber auch in einzelnen Geflügelbetrieben bestätigt", heißt es bei der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Die meisten Fälle bei Wildvögeln entfallen auf Wien und Niederösterreich. In der Steiermark und in Oberösterreich kam es zu Ausbrüchen in Geflügelbetrieben. Sämtliche Tiere, die noch nicht an der Erkrankung verendet waren, wurden getötet. Im Bezirk Wels-Land handelte es sich dabei um 350 Hühner.

Sowohl in Oberösterreich als auch in Tirol wurden Ausbrüche in Geflügelbetrieben bestätigt.
Sowohl in Oberösterreich als auch in Tirol wurden Ausbrüche in Geflügelbetrieben bestätigt.
AGES

Für noch mehr Besorgnis sorgen derzeit allerdings die Übertragungen des H5N1-Virus auf Säugetiere. Zuletzt meldete Peru den Tod von drei Seelöwen und einem Delfin aufgrund der Vogelgrippe. Weit schlimmer war jedoch der Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien im Oktober 2022. Das Vogelgrippevirus H5N1 breitete sich von Nerz zu Nerz und sogar von Stall zu Stall aus.

Eine Gefahr für Menschen?

Fachleute zeigen sich darüber nun beunruhigt und sehen das als Anzeichen, dass sich das Virus an Säugetier anpasst - und dadurch vielleicht auch für den Menschen gefährlich werden könnte. Norbert Nowotny, Virologe an der VetMedUni Wien, sieht die Situation aber eher entspannt.

"Die derzeit zirkulierenden Virusstämme sind nahezu ungefährlich für den Menschen. Bisher gibt es auch nur vereinzelt Fälle, wo Säugetiere infiziert wurden. Deshalb müssen nicht die Alarmglocken schrillen", so der Experte im "Heute"-Gespräch.

Zwar habe es früher sehr wohl Virusstämme gegeben, die bei direkten, intensiven Kontakt mit dem infizierten Geflügel sogar sehr schwer verlaufen seien, seit rund fünf Jahren sei dies jedoch anders. "Bei den seit etwa 2017, 2018 zirkulierenden Stämmen gibt es praktisch keine menschlichen Infektionen."

Der Ausbruch in der spanischen Nerzfarm habe sich nicht weiter ausgebreitet – aus einem ganz bestimmten Grund: "Geht ein Virus auf andere Tierarten über, dann entwickelt sich das Virus in dieser Tierart weiter und will noch mehr Individuen eben dieser Tierart infizieren – und nicht einer anderen Art." Das habe man schon bei Sars-CoV-2 gesehen. Damals wäre es nicht notwendig gewesen die 15 Millionen Nerze auf den dänischen Farmen zu keulen. "Das Virus wäre zwar für die Nerze gefährlich gewesen, nicht aber für den Menschen", so der Virologe.

So stecken sich die Hühner an

Das Problem bei der Vogelgrippe sei allerdings, dass vor allem wildlebendes Wassergeflügel, wie Schwäne, Möwen, Enten, die Träger des Virus sind. "Die scheiden das Virus über ihre Sekrete und Exkrete aus, passiert das über einem Hausgeflügelbestand und die Exkrete landen im Futtertrog, dann erkrankt der gesamte Bestand und viele sterben." Aus diesem Grund wurde die Stallpflicht oder zumindest die Überdachung der Gehege ausgerufen.

Eier und Hühnerfleisch aus dem Supermarkt

Komme es dennoch zu einem Ausbruch in einem Geflügelbestand, dann würden von diesen Tieren garantiert kein Produkt in Umlauf kommen: "Diese Krankheit löst beim Geflügel häufig sehr schwere Symptome aus." Eine Situation, die sofort jeder, der in den Stall hineinschaut, erkennen würde. "Lebensmittel tierischer Herkunft, sprich Huhn, Pute, Ente, Gans, im Supermarkt sind also absolut ungefährlich. Genauso Eier, absolut ungefährlich."

"Lebensmittel tierischer Herkunft im Supermarkt sind absolut ungefährlich."

Außerdem würde die Häufung der Fälle im März, spätestens April wieder auslaufen. "Die bevorzugte Jahreszeit ist auch von der Vogelgrippe der Winter", ist Nowotny guter Dinge.

Mehr zum Thema
;