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Vom Kickboxer zum Menschenhändler: Wer ist Andrew Tate

Er erreicht innerhalb weniger Jahre ein Millionen-Publikum: Doch was steckt hinter dem Kickboxer, Influencer, Frauenhasser und Menschenhändler.

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Andrew Tate und Tristan Tate werden von Polizeibeamten vor dem Hauptquartier der Direktion für die Untersuchung von organisierter Kriminalität und Terrorismus in Bukarest (DIICOT) eskortiert, nachdem sie 24 Stunden lang in Bukarest, Rumänien, am 29. Dezember 2022 festgehalten wurden
Andrew Tate und Tristan Tate werden von Polizeibeamten vor dem Hauptquartier der Direktion für die Untersuchung von organisierter Kriminalität und Terrorismus in Bukarest (DIICOT) eskortiert, nachdem sie 24 Stunden lang in Bukarest, Rumänien, am 29. Dezember 2022 festgehalten wurden
REUTERS

Leichtgewicht im Ring, Schwergewicht im Netz. Der Influencer Andrew Tate (36) lieferte sich kürzlich einen Schlagabtausch mit Greta Thunberg (19) auf Twitter. Auf ihre Beleidigung, dass er einen kleinen Penis habe, reagierte er mit einem zweiminütigen Video. Darin hinterfragt er das Geschlecht der Klimaaktivistin und provoziert sie damit, dass er seine Pizzakartons nicht recycle. Kurz darauf wurde der Social-Media-Star von der rumänischen Polizei in seiner Villa festgenommen, "Heute" berichtete.

Doch wer ist der Amerikaner überhaupt, der mit frauenfeindlichen Tiktoks innert kürzester Zeit zur meistgegoogelten Person wurde?

Tates Kindheit

Am 1. Dezember 1986 wurde der Unternehmer als Emory Andrew Tate III in Washington geboren. Sein afroamerikanischer Vater war ein internationaler Schachmaster. Im USA-Ranking erreichte der begabte Spieler auf dem Höhepunkt seiner Karriere den 72. Platz. Auch Andrew zeigte schon in jungen Jahren ein Talent für Schach. Mit fünf nahm er bereits an Turnieren teil. Tates Mutter arbeitete als Catering-Assistentin. Er hat einen zwei Jahre jüngeren Bruder namens Tristan. Die Familie verbrachte einige Jahre in Chicago, bis sie ihren Wohnort nach Indiana verlegte. Nachdem sich Andrews Eltern scheiden ließen, zog er mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Luton in England. In der Heimatstadt seiner Mutter wuchs er als gläubiger Christ auf.

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    Andrew Tate hatte sich einen Namen im Netz als Frauenhasser und Verschwörungstheoretiker gemacht.
    Andrew Tate hatte sich einen Namen im Netz als Frauenhasser und Verschwörungstheoretiker gemacht.
    Twitter/cobratate

    Tates Kickbox-Karriere

    Mit 19 Jahren begann der Social-Media-Star das Box- und Martial-Arts-Training. Nebenbei jobbte er als TV-Produzent. 2008 schaffte er es auf den siebten Platz im Ranking der britischen Leichtschwergewicht-Kickboxer. Ein Jahr später gewann er seinen ersten großen Wettkampf. Daraufhin schoss er an die Spitze seiner Kategorie in Europa. 2011 und 2013 folgten dann die Siege an der Internationalen Sport "Kickboxing Association" Weltmeisterschaft. Kurz darauf musste er sich jedoch aus dem Sport zurückziehen. Grund war eine Augenverletzung. Die Retina löste sich von seinen Augäpfeln. Zudem hatte Tate ein neues Ziel: Er fokussierte sich darauf, Millionär zu werden.

    Tates erste Kontroverse

    2015 verlor Tate seinen Vater. Er starb während eines Schachturniers an einem Herzinfarkt. Ein Jahr später sorgte der Unternehmer für seinen ersten Skandal. Der 36-Jährige nahm an der britischen Realityshow "Big Brother" teil. Nach nur sechs Tagen schmiss ihn der Sender aber aufgrund rassistischer und homophober Aussagen sowie Aktionen aus dem Format. Ein Clip zeigt, wie er eine andere Teilnehmerin mit einem Gurt schlägt. Laut Tate habe ihm die Frau ihr Einverständnis dafür gegeben. Kurz nach seinem Rausschmiss startete Tate mit seinem Bruder ein dubioses Webcam-Business. Rund 75 Frauen arbeiteten für ihn und erzählten männlichen Anrufern erlogene, traurige Lebensgeschichten, um so aus Mitleid an Geld zu kommen.

    Tates Social-Media-Präsenz

    Mit 31 Jahren begann Tate auf Social Media Wellen zu schlagen. Im Zuge der #MeToo Debatte schrieb er auf Twitter, dass Frauen für ihre Vergewaltigung verantwortlich gemacht werden müssen. Diese Aussage führte unter anderem zu seiner Sperre auf der Plattform (seit der Übernahme von Elon Musk ist sein Account wieder entsperrt). Die Kontroverse sorgte aber nur dafür, dass Tate noch bekannter wurde. Er wurde von Verschwörungstheoretikern und rechtsextremen Männern in Podcasts eingeladen. Dort sprach er unter anderem über seinen Support für Donald Trump.

    Tate, der Frauenfeind

    Besonders bekannt wurde Tate mit seiner frauenfeindlichen Ideologie auf Tiktok. In den Videos spricht er unter anderem darüber, dass Frauen ins Haus gehören und nicht Auto fahren können. Er objektifiziert Frauen, indem er meint, dass sie einem Mann gegeben werden und sein Eigentum sind. Der 36-Jährige redet auch über seine Präferenz für 18-jährige Mädchen, weil diese mit weniger Männern Sex haben und er diese besser formen könne. Auf Kritik antwortet er stets, dass seine Aussagen aus dem Kontext gerissen werden und er Frauen lieben würde. Er wolle seinem Publikum – größtenteils Männer – lediglich beibringen, wie es giftige und wertlose Personen vermeiden könne. Die Clips auf Tiktok erreichen ein Millionenpublikum. Gepostet werden sie von seinen Fans. Diese rekrutiert Tate via seiner "Hustlers University". Den Mitgliedern der Online-Academy – unter ihnen 13-jährige Buben – verspricht Tate, dass sie mit seinen Kursen über Kryptowährung reich werden können. 2017 zog der Ex-Profisportler mit seinem Bruder nach Rumänien. Nach eigenen Aussagen, weil es dort einfacher sei, Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen.

    Tates Niedergang

    Im April dieses Jahres wurde die Villa der Tates von der Polizei durchsucht. Grund sei ein Hinweis der amerikanischen Behörde gewesen, dass die Brüder eine 21-jährige Amerikanerin gegen ihren Willen festhielten. Die beiden wurden befragt aber wieder freigelassen. Letzte Woche machte die rumänische Polizei jedoch publik, dass die Untersuchung dadurch nicht abgeschlossen wurde. Dies führte zur erneuten Hausdurchsuchung und Festnahme der Tates. Tristan und Andrew wird Menschenhandel und Vergewaltigung vorgeworfen.

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      Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com
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