"Reine Polemik"

"Herzlos, eigene Welt": Riesen-Streit um Pension mit 70

Der Pensionistenverband zeigt sich nach den Aussagen der Industriellenvereinigung im ORF erzürnt.
Newsdesk Heute
05.06.2025, 16:44
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Ein Vorstoß des Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, zur Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters sorgt derzeit für hitzige Debatten. In der ORF-Sendung "ZIB 2" hatte Knill am Mittwoch erklärt, man könne "gerne Richtung 70 gehen", und verwies auf Dänemark als Vorbild. Der Vorschlag stößt vor allem beim Pensionistenverband (PVÖ) auf massiven Widerstand.

Unternehmen sollen altersdiskriminierend handeln

Der interimistische Präsident des SPÖ-nahen Pensionistenverbandes, Helmut Bieler, reagierte am Donnerstag mit deutlicher Kritik. Knills Aussagen seien "reine Polemik" und würden lediglich Unsicherheit in der Bevölkerung schüren. Statt populistischer Forderungen brauche es eine sachliche Auseinandersetzung mit den realen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, so Bieler.

Der PVÖ verweist auf aktuelle Daten zur Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer. Laut Bieler ist ein Drittel der Langzeitarbeitslosen in Österreich über 50 Jahre alt, ein Viertel sogar älter als 55. Die Ursache sei keine mangelnde Arbeitsbereitschaft, sondern die altersdiskriminierende Haltung vieler Unternehmen. "Viele ältere Menschen wollen arbeiten – sie bekommen aber keine Chance", betont der PVÖ.

Arbeitsplätze für Ältere fördern

Der Pensionistenverband fordert daher gezielte Maßnahmen zur Förderung von Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Dazu zählen unter anderem ein Bonus-Malus-System für Unternehmen: Betriebe, die ältere Arbeitnehmer einstellen oder im Betrieb halten, sollen belohnt, solche, die Frühpensionierungen fördern, sanktioniert werden. Zudem brauche es bessere Rahmenbedingungen, um Menschen zu ermöglichen, länger gesund im Erwerbsleben zu bleiben.

SPÖ-Klubobmann ist entschieden gegen eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters.
zVg

"Nicht mit uns"

"Hackeln bis zum Umfallen? Nicht mit uns" – der Vorstoß zu einer grundlegenden Reform des Pensionssystems treibt SPÖ-Klubobmann Roland Fürst die Zornesröte ins Gesicht. Zu "Heute" sagt Fürst: "Herr Knill kann sich als privilegierter Erbe offensichtlich nicht vorstellen, wie es ist, mit 15 Jahren arbeiten gehen zu müssen. Er lebt in einer eigenen Welt, die mit den Realitäten der hart arbeitenden Menschen wenig gemein hat, er ist der Archetyp eines abgehobenen und herzlosen Großindustriellen des 20. Jahrhunderts."

Georg Knill hatte in der Diskussion auf die demografische Entwicklung verwiesen und vor einer Überlastung des Pensionssystems gewarnt. Eine Erhöhung des Antrittsalters sei seiner Meinung nach notwendig, um das System nachhaltig abzusichern. Derzeit werde laut Knill die Realität verdrängt – es brauche "eine ehrliche Diskussion". Denn für Pensionen sei im Budget ein Zuschuss von 30 Milliarden Euro nötig.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 05.06.2025, 18:13, 05.06.2025, 16:44