Zwei Euro für einen North-Face-Rucksack? Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Ist es auch. Seit einiger Zeit geht aber eine Scam-Masche im Internet um, die genau das anbietet. Dabei gehen die Scammer gewieft und kompliziert vor, wie beispielsweise Watson beschreibt.
Der Scam findet auf Facebook statt. Bezahlte Posts können im Feed eines jeden Nutzers erscheinen und sehen fast genauso aus wie normale Posts von einer Freundin oder einem Freund. Dort verrät dann "Nadine Keller" oder "Anna Müller" oder "Maria Becker" ein Geheimnis, wie man günstig zu einem Rucksack kommen soll.
"Meine Mutter hat über sechs Jahre beim Decathlon gearbeitet. Letzte Woche haben sie sie entlassen", schreibt Nadine Keller. "Jetzt habe ich kein schlechtes Gefühl mehr dabei, etwas zu verraten, was nur Decathlon-Mitarbeiter wissen", fährt sie fort. Dann beschreibt sie, was man tun muss, um einen Rucksack für nur zwei Euro zu erhalten: "Drücke auf diesen Link. Fülle eine Umfrage aus. Als Dank erhältst du den günstigeren Rucksack."
Nadine Keller gibt es so nicht. Sie ist eines von vielen Fake-Profilen, die für den Scam erstellt worden sind. Die Betrüger benutzen gestohlene Instagram-Fotos von Influencerinnen oder anderen öffentlichen Profilen. Aus den Fotos machen sie dann noch weitere Bilder mit KI. Dies lässt Nadines Profil echt erscheinen. Die Betrüger geben sich oft Mühe, die Profile an potenzielle Opfer anzupassen, wie Watson schreibt.
Zur scheinbaren Echtheit eines Posts gehören Kommentare. Auch an diese haben die Betrüger gedacht. Mehrere Fake-Profile bekunden ihre positive Überraschung, dass Nadines Geheimtipp funktioniert. Aber: Es gibt auch skeptische Fake-Nutzer. Sie fragen erstmal in die Runde, ob sie dem Ganzen vertrauen können. Natürlich erhalten sie dann umgehend die Zusicherung eines anderen Fake-Nutzers.
Wieder andere Nutzer kritisieren etwas Kleines in den Kommentaren, wie zum Beispiel die Dauer des Versands, zeigen sich aber im Großen und Ganzen zufrieden.
Die Betrüger erklären sogar, wie es überhaupt zu dem Angebot kommt. Zurzeit liege es an den US-Tarifen. Aufgrund derer seien nämlich die Lager in Europa voll und Decathlon muss die Ware dringend loswerden. Doch Achtung! Das Angebot ist nur für kurze Zeit. Das erwähnt schon Nadine in ihrem Post, wird aber später verstärkt.
Klickt man auf den Link in Nadines Post, gelangt man auf eine Fake-Webseite von Decathlon, auf der tatsächlich eine Umfrage gestartet werden kann. Aber nur noch heute! Klickt man sich durch die kurze Umfrage durch, kann man am Ende die Kreditkartendaten eingeben, um den Rucksack für zwei Euro zu erhalten. Allerdings hat man dafür nur zwei Minuten Zeit. Danach sei der Rucksack weg, so die Betrüger.
Personen, die ihre Kreditkartendaten eingeben, warten danach vergeblich auf einen Decathlon-Rucksack. Stattdessen realisieren sie bald, dass alle paar Tage zwei Franken von ihrem Konto abgehoben werden, wie Nau schreibt. Größere Summen können später folgen.
Decathlon ist sich des Problems bewusst. Das Unternehmen arbeite mit Meta – der Mutterkonzern von Facebook – zusammen, um den Scammern das Handwerk zu legen. Den Kunden rät es: "Für einen sicheren Online-Einkauf besuchen die Kundinnen und Kunden am besten direkt unseren Online-Shop auf decathlon.at. Im Zweifelsfall hilft unser Kundendienst weiter und bestätigt oder widerlegt die Seriosität von Werbeangeboten."