Wien-Wahl

FPÖ stürzt bei der Wien-Wahl fast ins Bodenlose

Nach 30,8 Prozent bei der Wien Wahl 2015 ist die FPÖ heuer mit 7,7 Prozent doch eindeutig einstellig. Erstmals seit 1954 belegt sie nun Rang 4.

Leo Stempfl
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Lange Gesichter bei der FPÖ
Lange Gesichter bei der FPÖ
Thomas Jantzen / First Look / picturedesk.com

Eine Wahlnacht zum Vergessen wird es beim Freiheitlichen Rathausklub. Erzielte die Partei unter Heinz Christian Strache 2015 noch ein Rekordergebnis von 30,8 Prozent und konnte von einem blauen Bürgermeister träumen, fährt die FPÖ nun das schlechteste Ergebnis seit 1983 (5,4 Prozent) ein.

Die Stimmen gingen dabei nicht nur auf das Konto des abgestoßenen HC Strache, sondern in weit höherem Ausmaß zur ÖVP, die die Freiheitlichen in einigen Themen gar rechts überholte. Der harte Migrationskurs der neuen Volkspartei war selbst manchen blauen Bürgermeistern zu "unmenschlich".

Das Ergebnis bei der Wiener Gemeinderatswahl 2020 zeichnete sich bereits letztes Jahr ab. Damals, bei der Nationalratswahl nach Ibiza, erreichte die FPÖ in Wien 12,83 Prozent. Seitdem hat sich offenbar nur wenig geändert. Von keiner der Parteien ist es Dominik Nepp gelungen, Massen an Wählern abzugreifen. Eher im Gegenteil, weitere drei Prozent müssen die Freiheitlichen einbüßen.

Denkzettel auf Ibiza vergessen

Von wenigen Umfragen beflügelt setzte sich Dominik Nepp vergangene Woche noch Rang 3 als Ziel. Man wolle der SPÖ einen "Denkzettel verpassen" und dafür sorgen, dass es beim künftigen Bürgermeister Michael Ludwig eher Richtung 30 – und nicht 40 – Prozent geht. Beide Ziele wurden klar verfehlt, die erhofften 15 Prozent gerade einmal zur Hälfte erreicht.

Nach den Gründen muss man nicht lange suchen. Die selbsternannte Anti-Eliten-Partei schlechthin versucht auf Ibiza mit Strache in der Hauptrolle einer Oligarchin die halbe Republik zu verkaufen (solange alles völlig legal ablaufe). Jenes Gesicht der Partei verlässt diese daraufhin "aus freien Stücken", legt seine Funktion als Vizekanzler zurück und tritt am Ende noch konkurrierend zur Wien-Wahl an. 

Im Zweifel für die "Mitte-Rechts-Politik mit Anstand"

Das politische Hauptgeschäft bestreitet die FPÖ mit dem Aufzeichnen eines hypothetischen Schreckengespenstes. Dabei handelt es sich um einen zwei Meter großen Flüchtling aus Afghanistan, der einen Vollbart trägt, bei der Einreise behauptet, 14 Jahre alt zu sein und anschließend von Sozialhilfe lebend heimische Mädchen vergewaltigt und misshandelt. Eine Vorstellung, die 2015 30,8 Prozent der Wiener, angesichts eines Flüchtlingsstroms nie dagewesener Ausmaße, ihr Kreuz bei der FPÖ zu machen, die die "Migration auf null setzen" will.

Der harte Kurs der Kurz-Regierung, die trotz eines abgebrannten Flüchtlingslagers auf Moria kein einziges minderjähriges, unbegleitetes Kind nach Österreich holen wollte, dürfte viele Wähler dazu animiert haben, eine Partei zu wählen, die zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung näher an der Mitte steht.

    Für den <em>"Heute"</em>-Öffi Talk hat sich FPÖ Wien-Chef und Spitzenkandidat Dominik Nepp die U1-Strecke zwischen Stephansplatz (City) und Reumannplatz (Favoriten) ausgesucht. Während <em>"Heute"</em>-Redakteur Mathias Klein (l.) noch sein Ticket entwerten muss, kann Nepp als Jahreskartenbesitzer einfach durchgehen.
    Für den "Heute"-Öffi Talk hat sich FPÖ Wien-Chef und Spitzenkandidat Dominik Nepp die U1-Strecke zwischen Stephansplatz (City) und Reumannplatz (Favoriten) ausgesucht. Während "Heute"-Redakteur Mathias Klein (l.) noch sein Ticket entwerten muss, kann Nepp als Jahreskartenbesitzer einfach durchgehen.
    Helmut Graf
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