Nach einem spektakulären Sieg bei den demokratischen Vorwahlen nimmt der amerikanische Polit-Shootingstar Zohran Mamdani Kurs auf das Bürgermeisteramt in New York. Der erst 33-jährige Abgeordnete im Bundesstaat New York, der als krasser Außenseiter gestartet war, erklärte sich in der Nacht zum Mittwoch zum Gewinner im Kampf um die Nominierung der Demokraten für die Wahl Anfang November. In seiner Siegesrede kündigte der Parteilinke Mamdani unter lautem Jubel Widerstand gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump an.
Trump wiederum nutzte die Gelegenheit, direkt gegen seinen Kontrahenten zu schießen: Auf dem Rückflug vom NATO-Gipfel in Den Haag sagte er, Mamdani sei ein "hundertprozentiger kommunistischer Irrer". "Er sieht schrecklich aus, seine Stimme ist kratzig und er ist nicht sehr klug", befand der Präsident in seinem Onlinedienst Truth Social.
In der liberalen Ostküstenmetropole gilt der Sieger der demokratischen Vorwahl normalerweise fast sicher als neuer Bürgermeister. Da Amtsinhaber Eric Adams dieses Jahr aber als unabhängiger Kandidat antritt, dürfte die Ausgangslage weniger eindeutig sein – auch wenn Adams wegen seiner Annäherung an Trump bei vielen New Yorkern in Ungnade gefallen ist.
Mamdani gewann die Vorwahl unter registrierten Demokraten mit 43,5 Prozent gegenüber den 36,4 Prozent für den ehemaligen New Yorker Gouverneur und etablierten Politiker Andrew Cuomo. Mamdanis auf erschwingliche Lebenshaltungskosten und Mieten ausgerichteter Wahlkampf mit zahlreichen viralen Social-Media-Videos sorgte bei vielen Wählerinnen und Wählern in der wirtschaftlich und ethnisch diversen Großstadt für Begeisterung. Seine Kritiker warnen allerdings vor mangelnder Erfahrung und nicht durchzusetzenden Wahlversprechen.
So wird Mamdanis Sieg an der Wall Street mit Anspannung beobachtet. Mehrere Wirtschaftsbosse äußerten sich kritisch zu seinem Erfolg, so beispielsweise Jim Bianco, Präsident und Stratege des Marktforschungsinstituts von Bianco Research. Er wählte auf X drastische Worte: "Es scheint, als würde sich NYC dafür entscheiden, Bürgermeister-Suizid zu begehen".
Auch Kathryn Wylde, seit langem die Stimme der Geschäftswelt der Stadt, sagte schon vor Mamdanis Sieg, die Politiker hätten "Angst" vor seinem Aufstieg.
Mamdani sagte in seiner umjubelten Siegesrede, er werde seine "Macht nutzen, um sich Donald Trumps Faschismus zu verweigern" und sich gegen die geplanten Massenabschiebungen von Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung zu stellen. Zudem versprach er, Kosten in der extrem teuren Weltstadt zu senken: "Ein Leben in Würde sollte nicht nur wenigen Glücklichen vorbehalten sein."
Mamdani, der im New Yorker Stadtteil Queens lebt, versteht sich als Sozialist und richtete seinen Wahlkampf auf die Arbeiterklasse aus. Vor seiner politischen Karriere beriet er eigenen Angaben zufolge einkommensschwache Familien, um sich gegen die Zwangsräumungen ihrer Wohnungen zu wehren. An der Universität war er demnach Mitbegründer einer Studentengruppe, die sich für die Belange der Palästinenser einsetzte.
Der Sieg des in Uganda geborenen Sohns einer amerikanisch-indischen Regisseurin und eines amerikanisch-indischen Professors schlug Wellen weit über die Stadtgrenzen von New York hinaus. Seit dem deutlichen Sieg des rechtspopulistischen Republikaners Trump bei der Präsidentenwahl im vergangenen Herbst sucht die geschwächte demokratische Partei nach einem Weg in die Zukunft.